Willkommen in meinem Leben




[33] Hannover 5

[33]

Hannover.
Teil 5.




Wir traten also am Donnerstag Abend die GPS-Nachtwanderung an.
Es war dunkel.
Mir war kalt.
Und sofort hatte ich Milan an meiner Seite.
Milan war mir sowieso schon immer leicht aufgefallen,
er hatte mich des öfteren schon auf irgendwas angesprochen.

Er war aber nie so direkt geworden wie Dirk oder vorallem Tarik.

Milan schien ganz nett zu sein.
Er lief dierekt am Anfang der Nachtwanderung neben mir.
"Na ist dir nicht kalt?", hatte er mich gefragt.
Oh doch!
"Doch", hatte ich auch geantwortet.
Aber anstatt, das er mir mal seine Jacke gab, so wie sich das schließlich gehörte,
sagte er nur "hättest dich mal wärmer anziehen sollen".
Allerdings hatte er es nicht unfreundlich gesagt, sondern eher scherzend.

Ich weiß gar nicht warum,
aber bevor wir zur Nachtwanderung aufgebrochen waren hatten wir von der Erlebnispädagogin kleine Knickstäbe bekommen.
Diese mit der Flüssigkeit, die dann leuchten wenn man sie schüttelt und knickt.
Jeder Teilnehmer hatte so eins bekommen.
Wir hatten es irgendwo an uns, sichtbar, befästigen sollen.
Ich hatte meins zwischen mein Handgelenk und das alte Kittenhalsband meines Katers,
welches ich als Armband trug, geschoben.
Milan hatte sein leuchtstäbchen ebenenfalls in mein Halsband geklemmt.

Als der erste Punkt kam, an dem einige von uns auf das GPS-Gerät hatten gucken müssen,
mussten wir stehen bleiben um ausfindig zu machen, in welche Richtung es weiter gehen würde.

KALT !.
damn.

Aber ich hatte ja Milan.
Milan stand hinter mir.
Er hatte seine Hände um meine Arme gelegt.
Und sie warm gerubbelt.

Nett, der Junge.

Da gab es ja noch die Sache mit den Zetteln.
Die Zettel mit dem Namen die wir am Anfang der Fahrt, also am vergangenen Morgen bekommen hatte.
Zu der Person, die wir gezogen hatten, sollten wir ja besonders nett sein.
Konnte es sein, dass Milan mich auf seinem Zettel hatte?
Oder war er einfach nur so nett zu mir?

Tarik hätte mich immerhin auch haben können.
Oder Jasna oder Leart.
Jeder eigentlich.

Erstmal genoss ich jedenfalls Milans Aufmerksamkeit
& die Tatsache das er mich wärmte.

Als es mit der Nachtwanderung dann weiter ging,
war Milan immer noch an meiner Seite.
Er wich auch eigentlich kaum von mir.
Manchmal leuchtete er auch mit seinem Handydisplay den Weg ab.
Das Licht war zwar mehr als schwach,
aber immerhin besser als gar nichts.

Zusätzlich passte Milan immer auf jede Falle auf.
Über Äste und Baumstämme über die ich hätte fallen können.
Oder Büsche gegen die ich hätte laufen können.

An manchen Stellen nahm er mich auch bei der Hand um mich zu führen.

Schon praktisch,
so ein persönlicher Aufpasser!

Besonders an der Stelle, als der Fluss kam.
Wir mussten eine kleine Schräge herunter.
Wie gesagt, wir waren mittlerweile irgendwo im Wald.
Nur mit GPS.
Ein paar wenigen Taschenlampen.
Es war verdammt kalt.
Und vorallem verdammt dunkel !

Gegen die Kälte hatte ich ja Milan, der mich immer wieder warm rubbelte,
wenn wir irgendwo stehen geblieben waren um uns in der Gruppe zu orientieren.

Jedenfalls zurück zum Fluss.
Neben einer Brücke konnte man einen kleinen Pfad hinunter.
Der Pfad ging links ziemlich in die tiefe.
War also mehr oder weniger schief.
Ein falscher tritt und man rutschte hinunter,
richtung Fluss.
Die ersten paar Meter hinter der Brücke,
lief am Fluss ein kleiner Zaun entlang.
Allerdings eben nur die ersten paar Meter.

Milan stolperte wenige Schirtte vor mir.
Und ich höre mich heute noch fragen:
"Milan? Ist da noch Zaun?".
Und ihn darauf mit "nein" antworten.

Paddelig wie ich aber bin, habe ich eben diesen besagten falschen Schritt gemacht.
Eben in diesem Moment.
Ich trat also falsch, noch während Milans Antwort,
rutschte auf einem Blatt ein wenig nach unten ab, richtung Fluss.
Zum Glück hatte ich aber ja Milan an meiner Seite.
Er hatte mich am Arm gepackt und festgehalten.
Sonst hätte ich vielleicht das Gleichgewicht verloren und wäre noch weiter gerutscht.
Danke Milan!

Milan mutierte während dieser Wanderung nicht nur zu meiner laufenden Standheizung, sondern auch mehr oder weniger zu meinem Retter.
Er warnte mich ja schließlich immer und passte gut auf mich auf.

Irgendwann waren wir tatsächlich aus diesem Wald wieder heraus gekommen.
Und standen irgendwo auf einem Feldweg um kurz Verschnaufpause zu machen.
Und um die Raucher unter uns eine rauchen zu lassen.

Auch, wenn wir eigentlich während der Nachtwanderung keine Handys nutzen sollten,
hatte ich eigentlich schon die ganze Zeit über mit Nico immer wieder SMS geschrieben.

Auch, als wir auf diesem Feldweg standen.
Milan hinter mir, der mich wieder wärmte
& während ich mit Nico einige SMS schrieb,
mir über die Schulter sah.

Ich hatte Nico in diesen Minuten geschrieben,
dass er sich schon mal drauf einstellen sollte,
mich nicht mehr wieder zu sehen.

Ich hatte meine Worte schon bewusst gewählt.
Nico und ich, hatten uns geküsst, bevor ich nach Hannover gefahren war.
Das er was von mir wollte, war mittlerweile ja auch raus.
Das es mir mit ihm genauso ging, hatte ich ihm aber am vergangenen Dienstag noch nicht so richtig vermitteln können.
Auch, wenn ich eigentlich diejenige gewesen war, die 'den nächsten Schritt' gemacht hatte.

Nico schrieb entsetzt zurück, wieso er mich denn nie wieder sehen würde.
Ich hatte darauf zurück gesmst, dass ich garantiert diese Wanderung nicht überleben würde.

Manchmal neige ich etwas zu Übertreibungen ...
But, the show must go on !
so what?

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