Willkommen in meinem Leben




16 entgangene Anrufe.

4 Dezember 2011


Wir hatten gefeiert.
Bei Nico.

Durch die langen Krankheiten der letzten Wochen
und der starken Medikamente,
vertrug ich zu diesem Zeitpunkt kaum etwas an Alkohol.

Ich war schon früh schlafen gegangen.
So zwischen 1 Uhr und 2 Uhr nachts.

Nico und die anderen hatten noch weiter im Wohnzimmer gesessen.


Es war kurz vor 6 Uhr morgens,
als ich aufwachte.
Ich hatte Kopfweh.
Die Bettseite neben mir, war leer.

Ich war zur Tür geschlurft,
war auf den Flur getreten
und hatte in das leere,
dunkle Wohnzimmer geblickt.

Ich hatte nach Nico gerufen.
Keine Antwort.
Die Wohnung war leer.
Nico war nicht da.

Ich war zurück ins Bett gegangen,
mir tat der Kopf weh und mir war kalt.

Ich hatte mein Handy genommen
und Nico angerufen.
Nichts.
Ich versuchte es erneut.
Nichts.
Ein dritter versuch.
Ein vierter.
Ein fünfter.
Nichts.

Ich war wieder eingeschlafen.

Um 8 Uhr wurde ich wieder wach.
Mit dem Handy in der Hand.
Noch immer war die Wohnung leer.

Ich rief Nico erneut an.
Ein zweiter Versuch.
Ein dritter.

Ich ging wieder ins Wohnzimmer.
Wickelte mich in eine Decke,
setzte mich aufs Sofa
und sah aus dem Fenster auf die Straße.
Es wurde schon wieder hell.

Wieder versuchte ich Nico anzurfen.
Insgesamt hatte ich es 16 mal probiert.

Es war kurz nach 9 Uhr morgens.
Ich zitterte auf dem Sofa.
Vor kälte, vor Kopfweh und vor Sorge.

Ich kam auf die Idee Vin anzrufen.
Vin war gestern Abend auch hier gewesen.
Vin ging ebenfalls nicht ans Handy.

Tränen liefen mir übers Gesicht.
Das Geweine machte das Kopfweh nur schlimmer.

Ich rief Vin ein zweites Mal an.
Er nahm ab.

"Vin, weißt du wo Nico ist?", jammerte ich.
"Der müsste gleich bei dir sein", antwortete Vin.

Ich bedankte mich und legte auf.
Ich war erleichtert, ein bisschen.
Und ich war sauer.

Wo zum Teufel war Nico die ganze Nacht gewesen?
Warum war er nicht ans Telefon gegangen?
Warum hatte er keine Nachricht hinterlassen?
Warum hatte ich nicht eher bei Vin angerufen?

Ich wartete.
Dann hörte ich Schritte auf dem Kies vor dem Haus.
Dann einen Schlüssel in der Haustür.
Dann die Wohnungstür.

Nico stand im Flur und sah mich verdutzt an.

Mir liefen immer noch die Tränen übers Gesicht.
"Spinnst du?", hatte ich gefragt.
"Einfach weg zu gehen, mir nichts zu sagen und nicht ans Telefon zu gehen".

Nico hatte sein Telefon nicht mal dabei gehabt.
Es hatte stumm geschaltet in der Küche gelegen.

16 entgangene Anrufe

kissing Dan.

4 Dezember 2011.



In der vergangenen Nacht hatte ich geträumt.
Und zwar von Dan.
Es war total seltsam.
Ich hatte bisher noch nie von Dan geträumt,
dabei "kannte" ich Dan nun schon über 3 Jahre.
Am 12ten September 2008 hatte ich ihn zum ersten Mal gesehen.
Und seither,
hatte ich nie von ihm geträumt.
In der letzten Nacht war es passiert.

Es war in einem dunklen Garten,
der nur schemenhaft durch Laternen
beleuchtet gewesen war.
Dan und ein paar andere Leute,
waren völlig schwarz bekleidet.
Das ganze Szenario hatte irgendwie einen unheimlichen Touch.
Aber ich mochte es.

Ich weiß überhaupt nicht, wie es dazu gekommen war.
Ich hatte versucht zu Dan zu gehen,
doch als ich an den Ort kam,
an dem Dan soeben noch gestanden hatte,
waren er und seine Leute schon weiter gegangen.

Dann standen Dan und ich in einem dunklen Gang.
Wir waren immer noch in diesem Garten.
Der Gang war von hohen, grünen, Hecken begrenzt gewesen.

Und dann hatten wir uns geküsst.

Hochzeitsmarkt

Es geht um den
26 August 2011


An diesem Abend hatte die Clique um Nico und mich
geplant am Abend den Hochzeitsmarkt zu besuchen.

Ich erinnerte mich an das vergangene Jahr.
Es war nun nämlich ein Jahr her,
nach dem Nico und ich uns kennen gelernt hatten.
Damals nur über SVZ.
Ewig hatten wir uns Nachrichten geschrieben,
danach hatte er gefragt, ob ich auch den Hochzeitsmarkt besuchen würde.
Ich hatte diese Frage bejat, obwohl ich gewusst hatte,
dass ich nicht dort hinfahren würde.
Es kam damals auch anders.
Ich war an diesem Tag mit Gustav, Alejandro und Tom unterwegs gewesen.
Gustav hatte damals plötzlich vor meiner Tür gestanden und mich gefragt ob ich mit ihnen hatte los ziehen wollen.
Und so war es dann gewesen.

In diesem Jahr war es anders.
In diesem Jahr fuhren Nico und ich gemeinsam mit unseren Freunden auf den Hochzeitsmarkt.

Wir waren eine große Gruppe gewesen.
Nico, Verena & eine Freundin, Vin, Malte, Noah, Colin, Josch, Philip und ich.
Wir waren mit dem Bus gefahren und mit dem Alkohol stieg auch die Laune.

Ich hatte gewusst, das Leander die gleiche Abendplanung hatte wie wir.
Ich hielt den ganzen Abend über Ausschau nach ihm.
So wie Nico im letzten Jahr nach mir.
Seine Suche war damals erfolglos geblieben,
ich war ja nicht mal dort gewesen.

Irgendwann hatte ich die Suche nach Leander aufgegeben.
Es waren viel zu viele Leute,
das Gelände war einfach zu groß
& wenn man auf etwas wartet,
dann passiert es bekanntlich sowieso nicht.

Zu Colin hatte ich noch zuvor gesagt,
wenn er einen Jungen sehen sollte,
der Nico verdammt ähnlich sah,
solle er mir doch bescheid geben.
Ich hatte allerdings nicht wirklich
geglaubt, dass Colin darauf achten würde.
Ich hatte eher fest damit gerechnet,
dass er es vergessen würde.

Spät am Abend fing es an zu regnen,
nicht sehr doll,
aber wir wurden trotzdem alle ganz schön nass.

Mittlerweile hatten wir auch einzelne Teile der Gruppe verloren.
Zu diesem Zeitpunkt war ich nur noch mit Philip, Noah, Nico und Colin unterwegs gewesen.
Der Rest von uns war irgendwo auf der Strecke geblieben.
Wir würden sie schon irgendwann wieder finden.
Spätestens auf dem Busparkplatz.

Ich lief neben Colin.
Die anderen drei etwas vor uns.
Ich hatte sie gut im Blick,
ich wollte unter keinen Umständen verloren gehen.

Mitten in der Unterhaltung mit Colin,
fragte dieser plötzlich "War das der den du gesucht hast?".

Ich drehte mich um.
Eine Gruppe anderer Jugendlicher war an uns vorbei gegangen.
Ich sah sie nur noch von hinten.
Einer der Jungen trug ein schwarz-weiß karriertes Hemd,
hatte schwarze etwas längere Haare.
Könnte passen.

Ich schrie also einfach mal los:
"Leander!".

Ich beobachtete wie einer der Jugendlichen,
den Jungen am Ärmel zupfte und einen Blick nach hinten warf.
Dann drehte sich der Junge, den ich für Leander hielt,
ebenfalls um.

Treffer!
Er war's.

Ich ging einige Schritte auf ihn zu
& auch er kam mir entgegen.

Wir begrüßten uns mit einer Umarmung,
obwohl wir uns praktisch noch nie wirklich geshen hatten.
Wie Nico und ich damals.

Wir hatten uns kurz Unterhalten.
Dann fiel mir auf, dass ich jetzt doch die Gruppe verloren hatte.
Bis Philip, der mittlerweile ordentlich betrunken war, mich von hinten ansprang und mich fast umwarf.

Das dieser Typ einen auch immer blamieren musste!
"Wo sind die anderen?", hatte Phillip gelallt.
"Irgendwo da vorne", hatte ich gesagt, "Hol sie mal".
"Wo denn?", fragte Phillip.
"Da vorne", ich streckte meinen Arm in die Richtung die ich meinte.
"Okay", Philip lies von mir ab und torkelte los.

"Ich glaube ich brauche neue Freunde", beschämt hatte ich Leander angelächelt.
Er war kaum zu Wort gekommen,
da stürmten Nico und Noah auf ihn zu und wollten ihm unbedingt einen Kurzen andrehen.
Leander musste sie ein paar mal abwimmeln.
Er hatte gesagt, er hätte selbst schon zu viel getrunken.

Dann hatte seine Gruppe ihn zum Weitergehen gedrängt.
Und unsere Wege hatten sich wieder getrennt.

Ich hatte mich so dermaßen darüber gefreut,
Leander getroffen zu haben.
Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet.
Und da haben wir es wieder,
wenn man es am wenigstens erwartet,
passiert es!

Nico wird eifersüchtig.

Verfasst: 27. November 2011


Nach den ersten Nachrichten mit Leander,
kam das Gespräch dann doch noch ins Rollen.
Wir schrieben eine ganze Zeit lang.
Irgendwie waren wir beide auf der gleichen Wellen länge.
Wir schienen uns richtig gut zu verstehen.
Und auch,
wenn ich diesen Jungen kaum kannte,
ich mochte ihn irgendwie jetzt schon sehr.
Und ich würde mich sehr freuen,
wenn ich ihn zu meinem Freundeskreis zuzählen dürfte.
Leander war wirklich symphatisch.
Er war in der gleichen Szene unterwegs wie ich,
hatte einen ähnlichen Humor
& er erinnerte mich ein bisschen an Lynn.

Leander und ich,
hatten an diesem Freitag gar nicht mehr aufgehört zu schreiben.
Selbst als ich im Zug, auf dem Weg zu Nico, saß schrieb ich weiterhin mit Leander.

Nico's Mum hatte mich vom Bahnhof abgeholt.
Nico war an diesem Nachmittag nach der Arbeit dierekt zu Noah gegangen,
um dessen Computer zu reparieren.

Nico's Mum hatte mich zu Noah gefahren,
damit wir Nico abholen konnten.

Als Nico und ich wenig später im Auto saßen
um mit seiner Mum zum Einkaufen zu fahren,
tippte ich immernoch auf meinem Smartphone Nachrichten an Leander.
Selbst im Supermarkt.

Nico war das schon aufgefallen.
Auch mein strahlendes Grinsen dabei.
Ich freute mich nun mal sehr über den Austausch mit Leander.
Unsere Unterhaltung machte mir eben großen Spaß.

"Mit wem schreibst du denn da?". hatte Nico irgendwann gefragt.
Seine Stimme klang schon jetzt etwas genervt.

"Den kennst du nicht", hatte ich erwiedert.
"Den?", hatte Nico nachgefragt.
"Leander, ist ein Kumpel von Maurice", hatte ich geantwortet.

Ohjee, ein anderer Kerl.
Das war ein rotes Tuch für Nico.

Zuhause hatte er mich gebeten ihm Leanders Profil zu zeigen.
Ich tat es,
auch wenn ich wusste,
dass Nico nur noch weniger begeistert sein würde.
Und so war's auch.
Als Nico die Bilder in Leander's Profil gesehen hatte,
färbte sich das rote Tuch gar dunkel rot.

"Mr. Super-Emo", spottete Nico.

Ich muss schon sagen,
Leander ist definitiv ein hübsches Kerlchen.
Und das gefiel Nico überhaupt nicht.

Da war sie wieder, seine Eifersucht.
Nico schaltete völlig auf stur.
Er war nunmal schrecklich eifersüchtig,
hatte große Angst mich zu verlieren
& immer mal wieder Komplexe wegen seinem Aussehen.
Völlig zu unrecht.

Nico war angekratzt.
Fast sauer.
Er wies mich von jetzt an total zurück.
Sobald ein anderer Kerl im Spiel war,
ging bei Nico gar nichts mehr.
Die Sache mit Anton hatte ihm schlimm zugesetzt.

Eigentlich hatte ich den Ernst der Lage,
total unterschätzt.
Was Nico nicht wusste,
das er sich mehr Sorgen machen musste das Leander ihn mir nicht ausspannte.
Immerhin konnte der mit Mädchen ja nun nicht viel anfangen.

Unter einem grinsenden Blick musste ich Nico davon erzählen.
Ich stieß allerdings auf Unverständnis.
Das Leander schwul war, wollte Nico gar nicht hören.
Und auch gar nicht glauben.

Es hatte lange gedauert,
bis ich Nicos Eifersuchtsanfall wieder unter Kontrolle bekam.
Sein Misstrauen Leander gegenüber blieb allerdings.

& es sollte sehr lange dauern bis es verloren gehen sollte ...

first messages.

Verfasst: 26 November 2011



Es geht immer noch um Freitag den 19. August.
Und um diesen unbekannten Jungen.
Und um dieses Unbekannte Gefühl.


Ich hatte mir vorgenommen,
ihn zu suchen.

Es hatte nicht lange gedauert,
ihn zu finden.
Gleich nach der Berufsschule,
hatte ich mich an den Computer gesetzt
und die Suchaktion gestartet.
Dank Facebook,
war es wie erwartet überhaupt kein Problem.

Ich fand den Jungen bei Maurice's "Freunden"
Ich war mir ziemlich sicher, das es es war.
Leander.

Ich schickte ihm,
ohne weiteres eine Freundschaftsanfrage.

Jetzt hieß es warten.

Ja, es war genau wie bei Nico vo einem Jahr.
Ich hatte ihn gesehen,
im Regen.
Am letzten Unterrichtstag vor den Arbeitswochen.
Hatte ihn gesucht
& gefunden
& geaddet.

Wenig später kam eine Nachricht.
"Kennen wir uns?"

Genau wie damals!

Ich tippte zügig eine Antwort,
fragte danach ob er mit Maurice befreundet sei,
weil ich vermutete ihn mit ihm gesehen zu haben.
& er gab mir recht.
Das Gespräch kam allerdings nicht so recht zum Laufen.
Also tippte ich eine weitere Nachricht,
ein bisschen sticheln, ein bisschen interessant machen.
Wie damals bei Nico.

"mir scheints als wäre ich mal wieder übersehen worden :'D"

Eine Antwort kam sofort:
"Ehm nö^^ ich war mir jetzt nur nich so sicher. und das eine sichtung gleich zum add führt^^ naja ^.^ "

Ich schrieb erneut zurück:
"achso okay ^^ da ich heute drei mal übergerannt worden bin hab ich irgendwie damit gerechnet mal wieder übersehen worden zu sein oô. naja normal nicht, aber ich dacht ich mach einfach mal :b hoffe das stört dich nicht all zu sehr ^^."

Eine Antwort von Leander lies nicht lange auf sich warten:
"Hihi *.* nöö stört mich nich ^.^"


Leander schien tatsächlich ganz nett zu sein,
er hattte von Anfang an ser symphatisch gewirkt.
Und irgendwie etwas in mir ausgelöst.
Von dem ich mir immer noch nicht sicher war,
was es denn nun war.
Leander hatte irgendwie eine seltsame Art zu schreiben,
aber das störte mich gar nicht.
Ich mag seltsame Menschen.

"dann ist ja gut (: & das ist gar nicht so lustig oO ich meine einen panda kann zwar nichts erschüttern, dennoch ist dieses kleinsein echt verdammt nervig und gefährlich :'D ich glaube mario hatte recht, ich bin wohl wirklich im regen eingelaufen -.-"
tippte ich & sendete.

Und dann kam die Nachricht, die mich stuzig machte
& somit ziemlich schnell Licht ins Dunkle brachte ...

"Aaaach ich mag kleine leute ^.^ "kleine" jungs sind iwie süß^^ und bei groooßen menschen fühl ich mich unwohl^^"


Kleine Jungs!?
Oh nein. Oh nein. Oh nein.
Ein böse Vorahnung überkam mich.
Sollte ich tatsächlich wieder einen Volltreffer gelandet haben?

Das galt es jetzt heraus zu finden:
"frag mich mal, wenn alle welt 30cm größer ist als du is das irgendwie richtig scheiße :'D nimm mir die Frage bitte nicht übel, aber stehst du auf Kerle ? also weil wegen kleine jungs sind süß :b"

Klar, nach 5 Minuten mit der Tür ins Haus zu fallen,
ist nicht gerade die feine spanische Art,
aber hey, er hatte angefangen!
Und ich war nun mal neugierig.

Und die Antwort mit der ich gerechnet hatte,
kam auch:
"Hehe xD ...Japp ^_^"


Leander,
stand auf Kerle.
Der Typ,
der von jetzt auf gleich
so viel Chaos in meinemKopf ausgelöst hatte,
war schwul.

Oh man.,,


Und wieder hallte mir dieser eine Satz durch den Kopf.
Leoni hatte ihn mal von sich gegeben.
Im Sommer 2007,
kurz bevor ich damals Lynn kennen gelernt hatte.
Grund für diesen Spruch war eine Castingsendung,
in der ich einen der Typen total niedlich gefunden hatte.
Der Typ schien allerdings eben stockschwul zu sein.
Leoni kam damals am Telefon auf BK zu sprechen.
Bei dem man ja nun bis heute nicht weiß, wo er hingehört.
Und dann fiel eben dieser eine Satz.

"Lucy hat einen Faible für Schwule!"

& ich gebe es nur ungern zu,
aber Leoni hatte recht.
Wenigstens dieses eine Mal.

Sie hatte wirklich recht,
alle naselang stolperte ich über Schwule.
Ob in Büchern, in Filmen, im richtigen Leben oder im Fernsehen.
Irgendwie liefen sie mir immer über den Weg.
Und ich mochte diese Menschen,
die haben irgendwie was.

Nach Lynn's Tod allerdings,
hatte ich mit keinem Schwulen mehr gesprochen.
Jetzt lief mir Leander über den Weg.
& jetzt wusste ich auch,
warum ich so ein merkwürdiges Gefühl bei ihm hatte.

Ich hab eben eine Nase für Schwule.

unknown guy, unknown feeling.

Verfasst: 23 November 2011



Freitag, 19 August 2011.

Das neue Ausbildungsjahr hatte gerade erst begonnen.
Es war der zweite Tag in der Berufsschule,
nach diesem Wochenende sollte es in die Praxis gehen,
für drei Wochen.

Es war wie vor einem Jahr, bei Nico.
Ich hatte ihn am letzten Schultag vor den drei ersten Praxiswochen,
zum ersten Mal gesehen und angeschrieben.
Damals noch über SVZ.

Dieser Tag,
sollte ähnlich verlaufen.


Wir hatten gerade Pause.
Es regnete, wie damals bei Nico.

Ich war gemeinsam mit Janin zum nächsten Supermarkt gelaufen.
Die Kapuze meiner Sewatjacke hatte ich mir tief ins Gesicht gezogen.
Damit weder meine Haare noch mein Make-up nass wurden.
Der Nachteil dabei war,
das ich kaum etwas sah.
Eigentlich nur meine Schritte,
damit ich nirgendwo gegenlief.
Alles rechts und links von mir,
kam gar nicht in mein Blickfeld.

Deswegen erschreckte ich mich auch so sehr,
als sich mir plötzlich eine Hand entgegenstreckte.
Kurz vorm Eingang des Supermarktes.

Ich blieb stehen und drehte mich zu Seite,
damit ich sehen konnte woher die Hand kam,
bzw. wem sie gehörte.

Maurice!
Mir entwich ein freudiges quietschen
"Marcia!"
und ich fiel Maurice um den Hals.
So verdammt lange hatte ich ihn nun nicht mehr gesehen.

Janin war eigentlich schon im Supermarkt verschwunden,
kam nun aber zurück.

"Gut, dass du immer Quietscht. Dann weiß man wenigstens wo du bist, wenn du stehen bleibst", hatte sie gelacht.

Ich hatte noch ein bisschen mit Maurice gequatscht,
allerdings nicht ohne Hintergedanken.

Der Typ, der dicht bei Maurice stand war mir schon aufgefallen.
Und dierekt ins Auge gesprungen.
Er passte 100% in mein Beuteschema.

Schwarze Haare,
gekleidet wie aus der Emo-Szene,
Snakebites.
Seine Augenfarbe konnte ich nicht erkennen.

Ich beobachtete diesen Jungen ja nur über Maurice's Schulter hinweg.
Gehörte er überhaupt zu Maurice?
Er stand ein wenig Abseits.

Aber ja,
er gefiel mir.

Janin zog mich dann schließlich doch mit in den Supermarkt.

"Hast du den gesehen!?", japste ich,
als wir hinter den automatischen Türen verschwunden waren.

"Den Emo?", fragte Janin, "der sah gar nicht mal schlecht aus".

"Eben!", japste ich weiter.


Als wir aus dem Supermarkt wieder heraustraten,
waren leider weder Maurice noch der Unbekannte da.
Es hatte aufgehört zu regnen.
Wahrscheinlich hatten die beiden sich nur solange untergestellt.
Mist!

Zurück in der Berufsschule,
musste ich Anastasia sofort von meiner Entdeckung erzählen.

Ich war total aufgewühlt.
Seit ich diesen Jungen gesehen hatte,
fuhr mein Kopf Karusell.
Ich konnte das Gefühl, welches ich hatte einfach nicht einordnen.

War das etwa ein Anflug von Verliebtheit?
Es war wie damals bei Nico,
das konnte doch nicht sein!

"Du hast doch einen Freund", erinnerte mich Anastasia.
Ich hatte nur herum gedruckst.

Ich hatte mir gleich auch einen genialen Plan überlegt.
Um diesen Jungen genauer zu betrachten,
um heraus zu finden, wer er war.

Ich wollte Maurice zum nächsten Pausenbeginn
eine SMS schreiben.
Damit wir uns treffen konnte,
er solle doch den Emo mitbringen.

Der Plan wurde natürlich durchkreuzt,
als die Klasse beschloss die Pause durchzuarbeiten,
um dafür früher Unterrichtsschluss zu bekommen.

Na toll.

Der Kerl wich mir nicht mehr aus dem Kopf,
dann musste ich eben anders herausfinden wer er war.
In Zeiten von Facebook sollte das ja nun wirklich kein Problem sein!
Ich würde mich zu Hause einfach an den PC setzen und ersteinmal
Maurice's "Freunde" durchstöbern,
wenn die beiden tatsächlich zusammengehörten,
würde ich den Emo dort leicht finden,
und zu erkennen würde er auch einfach sein.

Nur dieses Gefühl,
war immer noch nicht zu erkennen.

du bleibst nicht.

20. November 2011



Du hast die Möglichkeit
zu bleiben.
Du willst nicht.
Zögerst nicht.
Du bleibst nicht.
Ich würde
wenn ich könnte.
Ich würde
bei dir bleiben.
Du lässt mich alleine.
Alleine
voller Trauer und Wut.
Ich schweige.
Mein Fehler.

nase voll.

19. November 2011.



Es war so 2 Uhr oder 3 Uhr morgens.
Nico, der Hund und ich waren gerade von Verena nach Hause gekommen.
Wir hatten bei ihr ein bisschen gefeiert.
Den Hund hatten Nico und ich mitnehmen müssen.
Wir hatten niemanden gefunden,
der die Nacht über,
auf ihn aufpassen würde.
Und alleine lassen konnten wir ihn nicht.


Nico hatte gerade einen Joint gebaut,
den wir noch in aller Ruhe hatten rauchen wollen.

Nico's Mutter war an diesem Abend ebenfalls unterwegs gewesen,
jetzt kam sie zur Tür herein.

Mist.

Ich hatte die rettende Idee,
noch eine Runde mit dem Hund durchs Feld zu gehen.
Das taten Nico und ich sonst auch,
damit wir rauchen konnten wenn seine Mum zu Hause war.


"Du hörst dich aber ganz schön verschnupft an",
meinte Nico's Mutter zu mir.

Ich hatte bei Verena auch sämtlich Taschentücher
verbraucht die ich dabei gehabt hatte.

Hallo Imunsystem, schön das du funktionierst!

Nicos Mutter legte sofort mit ihrem Esotherik-Kram los.
Sie hielt viel von Salzsteinen, Karten usw usw usw.
Eigentlich waren solche Themen ja auch ganz interessant.
Und an sowas glaubte ich ja sowieso ein bisschen.

"Nase voll", hatte Nico's Mum gesagt.

Ich wusste wie sie das meinte.
Ich musste von irgendwas,
irgendwem,
die Nase gestrichen voll haben.
Und das nicht nur im übertragenem Sinne.

Mein Körper wollte mir,
mit dieser Schnotterei also irgendwas sagen?

Wenn ja,
dann was?

Nico und ich verstanden uns wieder ziemlich gut,
daran konnte es nicht liegen.

Vielleicht daran,
das ich in letzter Zeit immer wieder über Anton nachdachte?
Aber,
in welchem Zusammenhang sollte ich da die 'Nase voll' haben?


Wahrscheinlich war ich einfach nur mal wieder erkältet...

plan b.

17. November 2011.


plan b:

sexiest woman alive werden & meinen Ex-Freund auslachen.



Seit das neue Ausbildungsjahr diesen Sommer begonnen hat,
läuft mir nun fast jeden Morgen Evan vor die Füße.
Am Bahnhof, an der Bushaltestelle und manchmal an der Berufsschule.

Ich bin über diesen Kerl schon lange hinweg,
allerdings ist und bleibt er ein Arschloch.
& ich hätte wirklich weiterhin darauf verzichten können,
ihn zu sehen.

Es war irgendwann in den letzten Wochen.
Ich hatte mit dem Bus zum Bahnhof fahren müssen,
nicht wie sonst mit dem Auto.

Ich stand an der Bushaltestelle,
wartete und hatte Eine geraucht,
als ich Evan auf mich zukommen sah.

Er lief an mir vorbei
und setzte sich wenige Meter neben mir
auf eine Mauer.

Super, jetzt würde ich auch noch mit ihm im Bus fahren müssen.

Ein paar Minuten später
gesellte sich ein anderer Typ zu Evan.
Die Beiden schienen sich zu kennen,
denn sie begrüßten sich mit einem Handschlag.

Dann hörte ich Evan flüstern.
"Guck mal, da steht meine Ex-Freundin".

Ich traute meinen Ohren kaum.
Sprich doch leiser, du Idiot!

Der andere Typ sah zur mir herüber.

Auffälliger geht's ja wohl nicht!

"Sieht gut aus", flüsterte er zurück.
Wobei man das nun nicht flüstern nennen konnte.
Immerhin konnte ich jedes Wort verstehen.

"Mhm", grummelte Evan.


Ich hatte grinsen müssen.
Plan B.
hatte also funktioniert.

Ich war nun nicht mehr das kleine, graue, dicke Mäuschen.
Ich hatte mich in eine schlanke, auffalende & ansehnliche Person gewandelt.

Und der Wortwechsel der Beiden, ließ mich erstrahlen.
Evan hätte mich haben können,
er hatte mich.
& wollte mich nicht.
jetzt hat er eben Pech!

bad dream.

16. November 2011.



Ich weiß nicht mehr, warum.
Ich weiß auch, den Ort nicht mehr genau.
Und ich weiß nicht mehr genau,
warum Anton dort war.
Ob er hinter mir her gelaufen war.
Oder ob ich ihm gefolgt bin.

Wir liefen nebeneinander.
Haben vielleicht sogar geredet.

Auf dieser langen,
geschotterten Straße
dämmerte es schon.
Links und Rechts,
nur Felder und Bäume.

Ich brach weinend zusammen.
Fiel einfach auf die Knie
und schlug damit auf der Schotterstraße auf.
Schluchzend.

Die eigenen Hände
hielt ich mir vor's Gesicht.

Ich hatte nur noch meine Knie gesehen,
die in einer schwarzen Leggins
& den hohen Nuttenstiefel,
die ich so liebe,
steckten.
Nur noch den Schotter
unter mir.
Und Antons Hände,
die nach mir fassten.
Mich berührten.

Anton sprach mit mir.
Irgendwas.
Irgendwas, wie "Oh Scheiße".
Das wohl mehr zu sich selbst,
als zu mir.
"Komm steh auf".

Ich glaube er hat noch auf mich eingeredet.
Ich kann mich nicht erinnern.

[...]

Ich lief an Antons Haus vorbei.
Es ähnelte nun einer alten Scheune,
mit großen Toren.

Das was am Vorabend passiert war,
saß mir noch in den Knochen.

Ich schob mein Fahrrad langsam.
Spähte durch das offene Scheunentor.
Ich sah mich nach Anton um.

Ich konnte ihn nicht ausfindig machen.
Wollte nicht offensichtlich stehen bleiben.
Langsam zündete ich mir eine Kippe an.
Um Zeit zu schinden.

Ich sah Leander auf mich zu kommen.
Er war schon ganz dicht bei mir.
Er trug das braune Pali um den Hals.
Er hatte mich schon gesehen.

"Was machst du denn hier?",
hatte er mich gefragt.

____________________________

& Ich dachte diese merkwürdigen Träume
hätten aufgehört.
Jetzt ist da wieder einer.
Einer der mich schon seit dem Aufstehen beschäftigt.
& meine Gedanken in schach hält.

Vor dem Einschlafen am Vorabend,
hatte ich an Anton denken müssen.
Ich hatte ein Lied gehört,
welches mich an ihn erinnert.

Habe ich deswegen von ihm geträumt?
Vor ein paar Tagen,
hatte ich schon einmal von ihm geträumt.

Warum war ich in diesem Traum weinend zusammen gebrochen?
Was hatte mich so erschüttert?.
Anton etwa?

Ich suche nach der Bedeutung dieses Traums.
Was will er mir sagen?
Will er das überhaupt?

Immer wieder machen mich diese Fragen
nach solchen Träumen fast wahnsinnig.
Und das manchmal tagelang.

In einem Kinderlied,
welches ich früher sehr mochte,
heißt es:

Träume sind Schäume,
was für en Glück.
Vielleicht verwandelt
sich der Frosch
ja wieder zurück.
Weiter bekomme ich es nicht mehr zusammen.
Schade eigentlich.

Der Punkt ist aber,
sind Träume eben doch nur Träume?

Lückentext.

16. November 2011.


Die vergangenen Monate sind wie ein Lückentext.
Zumindest hier.
Denn ich habe sie erlebt,
aber nicht geteilt.

Entzugserscheinungen



16. Mai



- Eintrag aus meinem handschriftlichem Tagebuch -


(abgeändert)















ich fühle mich

wie ein Junkie

auf Entzug

nicht so krass

aber etwas

fehlt mir

ich brauche

irgendwas

ich habe mir

schon ein Bier

aufgemacht

ich will

kiffen

ich habe

es nur

einmal gemacht

aber

ich will

es jetzt

ich will

mir weh tun

nur einen Schnitt

mehr nicht

oder mehr

aber wie

soll ich das

verstecken?





Schweigen

4. Mai


- Eintrag aus meinem handrschiftlichen Tagebuch -
(abgeändert)


Ich hätte so gerne jemanden,
mit dem ich jetzt reden kann.
Ich kann niemandem davon erzählen,
dass Nicos Worte
mich so sehr verletzt haben.
Ich kann keinem sagen,
was ich fühle oder denke.

Ich hatte Nico ignoriert,
im Chat.
Am Telefon war ich abweisend.
Er hatte gemerkt,
dass irgendetwas nicht stimmt.

Ich kann kaum.
Gerade ist es so schwer zu ertragen.
Ich hatte schon überlegt,
mich wieder selbst zu verletzen.
Ich hatte es nicht getan.

Ich hatte mit Nico reden wollen,
aber was hätte es gebracht,
wenn er weiß,
dass seine Worte mich so verletzt hatten?

Ich stand Nico auf eine merkwürdige Art
gleichgültig & verzweifelt gegenüber.
Diese Gleichgültigkeit hatte mir Angst gemacht.

Was wenn meine Gefühle das alles nicht überleben würden?
Was wenn ich Nico nicht mehr lieben könnte?

Die ewigen Streitigkeiten,
dass er unbedingt etwas gegen die Krankheit tun will,
all das tut weh.

Ich hatte das nicht mehr gewollt.
Aber Nico kann nicht so wie ich so tun,
als gäbe es das alles nicht.

Gestört & Krank

4. Mai

- Eintrag aus meinem handschriftlichem Tagebuch-
(abgeändert)


"gestörtes, krankes Kind"
So hatte Nico mich gestern Abend
am telefon genannt.

Erst war ich völlig darüber weggenagen,
doch nach ein paar Minuten,
war es mir immer wieder
in den Kopf gekommen.
Immer wieder,
hatten sich diese Worte wiederholt
& ich hatte ein unangenehmes Drücken
auf Lunge unnd Herz gespürt.

Ich war während des telefonates,
nur noch kalt und abweseidend
und doch hatte ich betont,
es wäre nichts.

Nico hatte mir nicht geglaubt.
Das tat er fast nie.
In solchen Situationen.

Ich warf ihm das oft vor.
Obwohl er für sein Handeln gute Gründe hatte.
Trotzdem.

Nico hatte so nicht auflegen wollen.
Ich aber.
Er war fast ein bisschen sauer,
als wir uns gute nacht sagten.
Zumindest klang er so.

Das hatte mich noch lange beschäftigt.
Aber ich hatte nicht geweint.
Obwohl ich gedacht hatte,
ich müsste.

Nico hatte mir so weh getan.
Seine Worte waren so verletzend gewesen.

Ich hatte überlegt damit zu strafen,
dass ich ihn nicht mehr an mich heran lassen würde,
Praktisch ein Liebesnetzug.
& das gerade nachdem wir uns ein paar Tage nicht sehen konnten.

War das unfair?
Würde ich mich damit selbst strafen?

Dazu kommt,
dass ich mich weigere eine Therapie zu machen.
Ich will es nicht.
Aber das sollte Nico noch nicht erfahren.
Er hätte es erst wissen sollen,
wenn es soweit gewesen wäre.

Er würde sonst plaudern.
Und es würde ihn nur fertig machen.

Manchmal habe ich eben diese Szene im Kopf.
Würde Nico gegen meinen Willen,
meinen Eltern von meiner Essstörung erzählen?
Könnte ich ihm damit drohen,
dass er mich dann niemals wieder sehen würde ?

Allerdings denke ich.
Nico würde selbst das in den Kauf nehmen,
um mir zu helfen.

Dabei will ich doch gar keine Hilfe.

Nico könnte aber auch sagen,
dass ich einfach verrecken solle.
Manchmal glaube ich,
dass es nicht mehr lange dauern wird,
bis er zu dieser Einstellung übergeht.

irgendwie ziemlich traurig.
Ich tue dem Menschen,
den ich liebe so sehr weh
und mache gleichzeitig meine Bziehung kaputt.
Ich verliere den Menschen,
der mich liebt.
Der mich glücklich macht.

Tanz in den Mai

1. Mai 2011

-Eintreag aus meinem handschriftlichem Tagebuch-
(abgeändert)


Der letzte Ferien Abend
an dem man hätte feiern können.
Und ich hatte mich so sehr auf diesen Abend gefreut.

Es war eine große Runde zum vorsaufen geplant gewesen.
Bei Verena.
Sogar Courtney wäre dabei gewesen.
Danach hatten wir alle zum Tanz in den Mai gewollt.

Auf das Tanzen hatte ich mich am meisten gefreut
und ich hatte mir gerade so schöne Kleider gekauft.

Ich hatte Anton mal gefragt,
ob er auch dort sein würde,
hatte aber keine Antwort bekommen.
und das brannte mir unter den Nägeln.
Ich hätte ihn gerne dort angetroffen,
irgendwie.
Schon bei der letzten Veranstaltung,
hatte ich mit Blicken nach ihm gesucht.

Auch,
wenn Nico ausrasten würde,
ich wollte Anton sehen.

Das Schicksal nahm jedenfalls wie immer einen ganz anderen verlauf.


life can be a bitch

[Avril Lavigne]


Morgens war Nico mit Fieber aufgewacht
und dieses tieg innerhalb von kurzer Zeit sehr schnell an.

Der Abend hatte sich somit erledigt.

Während ich Dana noch,
über den Chat,
über den vergangenen Abend am Rondell aufklärte,
schrieb ich in meinen Satus,
dass sich meine Abendplanung erledigt hatte.

Promt erhielt ich Nachricht von Anton.
Wahrscheinlich hatte ich das unterbewusst,
schon wieder absichtlich gemacht.
Meistens wusste ich genau,
was ich in meinen Status schreiben musste,
damit Anton darauf reagierte.

Ich schilderte ihm also,
warum wir nicht gehen konnten.

Trotz Nicos Betteln,
wollte ich unbedingt nach Hause.
Ich hätte mich eh bloß angesteckt.
Ich fuhr also.

Meine Traurigkeit über den vergangenen Abend,
war gar grenzenlos.
Ich denke fast,
bei sowas ähnel ich einem kleinen Kind.
Einem Kind das sich so sehr auf ein Geschenk freut
& diese dann nicht unter dem Weihnachtsbaum vorfindet.

Ich hätte heulen können,
ich hatte mich doch so sehr auf diesen Abend gefreut.

Am Abend lies ich ganz laut Musik in meinem Zimmer laufem,
nachdem ich kurz mit Nico telefoniert hatte
und wir uns einfach nichts zu erzählen hatten.
Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl gewesen.
& in diesem Moment hatte es auch weh getan.

Ich schrieb Anton an.
Fragte, ob er noch gar nicht unterwegs sei.
Erst da fand ich heraus,
das er wirklich vorhatte den Tanz in den Mai zu besuchen.

Damn.

Die Traurigkeit,
die sich über den ganzen Tag erstreckt hatte
und mich so manches Mal fast weinen lies,
erdrückte mich noch stärker,
als Anton offline ging.

Ich war gerade auf dem Dachboden gewesen
um eine zu Rauchen,
als Nate anrief.
Auf meinem Handy erschien das Foto,
das Nate in Verenas Lederjacke gezwängt zeigte.
Ich hatte es an Nicos Geburtstag geschossen.

Ich nahm ab.
Nate fragte mich,
ob Nico und ich noch bei Verena sein.
Ich erzählte ihm was los war.

Warum rief Nate eigentlich bei mir an?
& nicht bei Nico?


Vor dem schlafen gehen,
rief ich Nico erneut an.
Ich vermisste ihn,
ich wollte seine Stimme hören.

Rondell

31. April 2011





-Eintrag aus meinem handschriftlichem Tagebuch-
(leicht abgeändert)











Es war eigentlich nur eine sehr spontane Aktion,
gestern Abend noch zum Rondell zu gehen.
Eigentlich ging die ganze Sache sogar von mir aus,
ich hatte unbedingt noch etwas machen wollen.
Obwohl es schon halb zehn war
und nirgends etwas anstand.


Ich muss raus!
Ich muss feiern!
Ich muss Spaß haben!



Nico und ich hatten schnell ein paar Leute zusammengetrommelt.
Noah, Vin, Nate, Verena und Dana.

Der Abend hatte auch eigentlich ganz lustig angefangen,
trotz des Bammels den wir alle hatten.
Die Bullen durften uns dort am Rondell
nicht erwischen.
Erst recht nicht mit Alkohol.

Die Dunkelheit hatte uns Schutz geboten,
von der Hauptstraße aus,
hatte uns kein Streifenwagen erblicken können.

Dana hatte einen Typen mitangeschleppt.
Ich habe vergessen wie er hieß,
aber er war mir von Anfang an sehr unsymphatisch gewesen.
Der Kerl hatte gleich in den ersten Minuten
angefangen mit Nate und Nico rumzustänkern.

Glücklicherweise verschwand dieser merkwürdige Typ
zwischendurch immer mal wieder.

Dann hatte ich mich mit Nico mal wieder in den Haaren gehabt.
Diesmal in aller Öffentlichkeit.

Ich hatte mich den ganzen Abend gut mit Nate verstanden,
er hatte auch fast die ganze zeit neben mir gesessen.

Irgendwann war Nico zu mir gekommen,
wollte mir einen Kuss geben.
Nur aus Spaß, hatte ich ihn weggestoßen
& gescherzt, dass ich später mit zu Nate gehen würde.

Es war doch nur ein Scherz gewesen!

"Anton ist ja nicht da",
hatte Nico mir patzig vor die Füße geworfen.

Anton. Anton. Anton.
Verdammt noch mal!
Konnte er nicht einfach mal dieses Thema ruhen lassen!?

Mir fiel auf, dass Nate ein wenig Ähnlichkeit mit Anton hatte.
Wahrscheinlich hatte ich da durch nur noch mehr provoziert.
Nate hatten wissen wollen,
mit wem ich ihn verglich.
Ich ging über mein Handy ins Internet
und rief Antons Profil auf,
um Nate das Foto zu zeigen.
Dies hatte Nico mitbekommen.

Ab diesem Moment war alles verloren.
Nico behandelte mich schlecht.
Sprach nur noch patzig und abweisend mit mir.

Warum verdammt musste es immer so laufen?

Das schlimmste,
wenn Nico so zu mir ist,
wie er an diesem Abend mal wieder war,
dann gehe ich auch anders mit ihm um.

Ich will ihm Contrag bieten,
keine Schwäche zeigen.
Nicht zeigen,
wie sehr er mich
durch sein Verhalten verletzt.

Eine blöde Angewohnheit aus derVergangenheit.

Sonst war es immer so,
dass niemand von unseren Streitigkeiten mitbekam.
Aber an diesem Abend hatte ich Nico noch laut vor Noah angezickt.

Ich war einfach richtig sauer gewesen.
irgendwann war es auch mal genug.
Und vorallem zu viel!

Am liebsten hätte ich Nico noch an den Kopf geworfen,
dass ich diese Eifersuchtsscheiße,
nicht mehr lange mitmachen würde.

Vielleicht hätte ich es bereut,
wenn ich es getan hätte,
bestimmt sogar.
Obwohl das Thema verdammt nochmal an den Nerven zerrte
& nicht nur an meinen!

Es gibt noch mehr von diesem Abend zu berichten.
Dana und Verena waren gerade gegangen,
die Straßenlaternen waren schon ausgegangen.

Kurze Zeit später waren Nate und Vin
auf die Idee gekommen,
in den gegenüberliegenden Tierpark zu klettern.
Einfach so über den Zaun.

Nate war schon herüber geklettert.
Vom Rondell aus,
hatte man im Dunkeln zwar nichts mehr erkennen können,
aber man hatte das Wackeln des Zaunes hören können.

& dann plötzlich die laute Stimme eines Mannes.

Mein erster Gedanke war,
dass es jemand aus dem Tierpark sein musste.

Nate hatte wohl ähnliche Gedanken gehabt
und war ein paar Meter weiter
wieder über den Zaun, hinaus geklettert.
Dann hatte er bemerkt,
wie Vin sich mit dem Typen unterhalten hatte.
Bei Vin standen drei oder vier andere Kerle.
Darunter war dieser unsymphatische Kerl gewesen,
den Dana am Anfang des Abends mitgeschleppt hatte.

Daniel war zu Vin und den Kerlen gegangen
und war promt im Schitzkasten gelandet.
Nate hatte sich entschuldigen sollen.
angeblich hatte er den unsymphatischen Typen verbal angegriffen.

Nate hatte sich sofort entschuldigt.
Er hatte keine andere Wahl.
Nate hatte allerdings gar nichts gemacht.
Für seine Entschuldigung wurde er dann aber wieder frei gelassen.
Danach war er zurück zu uns ans Rondell gekommen
& hatte berichtet.

Kurz darauf kam auch Vin wieder zu uns.
Auch er erzählte von dem Vorfall.
Jetzt sollte er den Jungen in der schwarz-weißen Jacke holen.

schwarz-weiß?
Nico trug meine alte Bech-Jacke.
Mittlerweile war sie mir viel zu groß geworden.
Sie war schwarz-blau,
mit Schachbrettmuster.
Im Dunkeln ging sie eben auch als schwarz-weiß durch ...

Auch wenn Nico und ich gerade im Streit standen,
Auch, wenn er mich gerade behandelte wie das aller letzte,
hatte ich plötzlich Angst.
Angst diese Typen würden ihm etwas tun.

Immerhin hatten sie Nate schon in den Schitzkasten genommen.
Nico war kleiner und zierlicher als Nate.
Was würden sie mit ihm machen?

Vin, Nate, Noah und Nico hatten noch diskutiert.
Dann waren sie zu dritt zum Tierpark zurück gegangen.
Nate war bei mir am Rondell geblieben.

Nate und ich hatten noch etwas trinken wollen.
Die Flasche Wodka neben mir,
war bis auf einen letzten Rest allerdings leer gewesen.
Daniel hatte über mich rüber gegriffen
& wollte nach der Flasche greifen.

Ausversehen stieß er die Flasche um,
sie fiel eine Stufe herunter und zerbrach klirrend
neben meinen Füßen.

Ich hatte den Satz
"Nicht in die Scherben fassen!"
nicht einmal ganz beendet,
da hatte Nate schon herein gegriffen.

Er hatte sich zwei kleine Schnitte
in der Handfläche zugezogen.
Diese waren allerdings harmlos.
Nur kleine Kratzer.

Wir konnten Stimmen diskutieren hören.
mal lauter
mal leise
alles hatten wir nicht verstehen können.

Bevor Nico, Noah und Vin gegangen waren,
hatte ich Vin noch zugerufen,
er solle aufpassen,
dass diese Kerle mir Nico heile ließen.

Mit Nate hatte ich dann beschlossen,
statt des Wodkas Bacardi zu trinken.
Ich hatte viel zu stark gemischt.
War uns aber auch egal gewesen.

Irgendwann kam Noah zurück zum Rondell,
er löste Nate ab und setzte sich zu mir.
Alleine wollte ich dort sicherlich nicht sitzen.

Noah hatte mir erzählt,
was in der vergangenen halben Stunde
vorgefallen war.
Es war keinem etwas passiert.
Es sollten sich jetzt nur noch einmal alle entschuldigen.

Dann waren wir alle wieder zusammen.
Irgendwie war die Luft allerdings raus gewesen.
Wir hatten unseren Kram eingesammelt
und unsere Nachhausewege hatten sich getrennt.
Noah und Vin waren in eine Richtung gegangen
und ich mit den anderen zwei Jungs in die andere Richtung.

Mir war mittlerweile saukalt gewesen
& Nico hatte mich trotz allem immer noch aufgeregt.
Ich war drauf und dran ihn anzuschreien,
sobald wir alleine waren.

Sobald wir zu Hause waren,
hatte ich Nico keine Szene gemacht.
Schweigend hatten wir uns ins Bett gelegt.
Wir fingen an uns auszusprechen,
ganz vernünfitg.
Irgendwie anders.
Nicht so krass & heftig wie sonst.
Auch ohne Tränen.
trotzdem war ich immer noch genervt gewesen,
hatte dies aber nicht zum Ausdruck gebracht.

Ich war dieses Eifersuchtsthema einfach leid,
vorallem wenn es um Anton ging.

Ich weiß genau, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein ...


an Leoni & Anton

Irgendwann im Mai,
Mitte bis Ende,
sollte sich alles endlich aufklären...



Liebe Leoni, Lieber Anton

ihr habt mich lange genug zum Schweigen gebracht.
Ihr habt mir ein weiteres Mal etwas genommen,
das mir mehr als wichtig war.
& ihr habt mir aufs neue Wunden zugefügt
& das jeder auf seine ganz spezielle Weise.



Reden wir also Klartext.
Mich hatte die Nachricht,
dass ausgerechnet Leoni Person x war,
völlig umgehauen.
Mit jedem hatte ich gerechnet.
Auf jeden hatte ich gehofft.
Aber garantiert nicht auf sie.

Das was ich hier nieder geschrieben habe,
ist genausowenig für ihre Augen bestimmt
wie für Antons.

Leoni hat auf meiner Schülervz-Seite,
das Profilbild wieder erkannt.
Dabei hatte ich die Person die darauf zu sehen ist,
extra unkenntlich gemacht.
Es ist Jette im Alter von vier oder fünf Jahren.
Leoni hat die Kleine erkannt.

Klar war mir bewusst gewesen,
dass jemand aus meinem Umfeld mal den Blog finden würde.
Nico hatte ihn ja auch gefunden.
Aber Nico hatte gezielt danach gesucht.
Leoni war aus Zufall auf ihn gestoßen.

Selbst wenn jemand aus meinem Umfeld den Blog gefunden hätte,
wären die Chanchen immer noch gering gewesen zu erkennen,
wer hinter dem ganzen hier steckt.
Nur Personen die an Situationen beteilligt waren oder sich selbst wiedererkennen,
hätten etwas damit Anfangen könnnen.

Für Leoni & Anton hingegen ist es allderings ein leichtes sich hier wieder zu finden ...

nicht wahr, ihr zwei?
Niemals hättet ihr beiden das hier lesen sollen.
Niemals.
Jetzt ist es zu spät.
& jetzt ist es mir auch egal.
Habt ihr gesehen das ich dabei bin das zu Ende zu bringen,
was ihr zwei begonnen habt?
Mich zu zerstören.
Mich kaputt zu machen.

Liebe Leoni,
irgendwie geschieht dir das ganze recht,
auch wenn ich nicht glaube,
dass das Lesen meines Tagebuches irgendetwas in dir bewirkt hat.
Du musst doch damals gewusst haben was du getan hast.
Immerhin hast du auch nie aus deinen Fehlern gelernt.
Oder war es einfach nur kindliche Dummheit ?
Kindliche Dummheit, die mich Tag für Tag ein Stückchen mehr vom Leben kostet?
Es soll kein Vorwurf sein.
Nein, ich gebe dir nicht alleine die Schuld das ich so gefallen bin.
Aber du hast auch geschubst
& das nicht nur einmal.

Lieber Anton,
kommen wir nun zu dir.
Und ich kann dir sagen,
du kommst hier nicht so gut weg.
Ich hab dir vertraut.
Immer und immer wieder.
Ich habe alle deine beschissenen Lügen gelaubt.
Immer und immer wieder.
Ich hab dir meine Probleme anvertraut.
Selbst die von Nico.
Ohne zu zögern.
Das dein Kümmern und der Kontakt,
mal wieder nur Mittel zum Zweck gewesen waren,
habe ich mal wieder viel zu spät bemerkt.
Du hast es schamlos ausgenutzt,
sogar noch versucht Dinge aus mir heraus zu locken.
Warum bin ich immer so blind bei dir?
Ich habe erst bemerkt,
das alles einen Sinn ergibt,
als ich Erfuhr das Leoni Person x ist.
Von der du natürlich nichts wusstest.
War es nicht so?
In der Lüge zumindest.
Du wusstest, das sie mitliest.
Leugnen hilft nun gar nichts mehr,
ich weiß alles.
Hast du etwa Angst gehabt?
Deswegen mit mir geschrieben?
Hast du dir Sorgen gemacht?
Angst vielleicht, die Sorgen würde ich dir nicht abnehmen.
Ich war so enttäuscht von dir.
Ich war so sauer auf dich.
Ich habe wirklich gedacht du magst mich,
als Mensch.
Ich habe wirklich gedacht es läuft endlich zwischen uns.
freundschaftlich.
Ich habe wirklich daran geglaubt.

Bis ich alles erfuhr & alles einen Sinn ergab.
Ich sollte dich nicht wissen lassen,
das ich alles weiß.
Habe dich hingehalten, Wochen lang,
Sogar darauf angespielt.
Habe nur noch mit dir geschrieben,
damit nicht auffällt was ich weiß.
Bis es nicht mehr ging.

Bis auch Nico irgendwann ausgerastet ist.
Du weißt sicherlich was ich meine.

Ich habe dir sogar noch hinter her geweint,
wie jedes Mal.
Ich habe wirklich gedacht, das es diesesmal echt ist.
das wir uns verstehen.
das wir miteinander können.
du wirst dich nie ändern.
niemals.
und ich hoffe, ich habe es jetzt ein für alle Mal eingesehen.
Ich habe wirklich geglaubt,
gehofft,
du seist ein guter Mensch.
Du hättest ein Fünkchen von Anstand.
Aber der bist du nicht & den hast du nicht.
Jedenfalls mir nicht gegenüber.
Alles andere kann ich nicht beurteilen.
& ich will es auch gar nicht.
aber was habe ich dir getan,
das du immer so zu mir bist?
das alles wegen damals?

Wahrscheinlich
sind es Fragen
auf die man nie eine Antwort bekommen wird.

Das einzige was mich noch traurig macht,
ist wiedermal auf dich reingefallen zu sein.
& ich weiß,
dass dich das alles gar nicht interessiert.
dennoch.

Nicos Nerven liegen blank / Neustart mit Vanessa

Es war die Nacht vom 13ten auf den 14ten Mai 2011.


Mit Nico und ein paar Freunden
war ich in einer Disco gewesen.
War ein richtig schöner Abend,
wie sonst auch.

Wir hatten getanzt
getrunken
geraucht.
Wir hatten Spaß.

Doch als die Nacht in der Disco sich dem Ende neigte
und Nico und ich nebeneinander im Bett geleben hatten,
wendete sich das Blatt plötzlich.

Nico war von einem auf den anderen Moment tot traurig.
Tränen kullerten über seine Wangen,
die ich immer wieder weg wischte.
Es waren so viele,
dass ich gar nicht mit dem Wischen hinterher kam.

Er hatte so schrecklich geweint,
ich konnte ihn kaum beruhigen.

Er hatte über so vieles geredet
Endlich mal vernünftig sein Herz ausgeschüttet.
Die Situation war so verdammt krass gewesen.
Nichts half gegen Nicos Anfall.
Kein liebevolles Wort,
kein in den Arm nehmen.
Kein über den Kopf streichen.
Und kein 'psscht' wie man es bei kleinen Kindern macht,
wenn sie traurig sind.

Nicos weinen war Krampfartig,
es grenzte schon an einen Nervenzusammenbruch.

Er kam auf Vanessa zu sprechen.
Sie müsse denken er wäre das letzte Arschloch. Er hatte sie ja kontaktiert um damals im Januar mit mir zu reden wegen der Magersucht. Danach hatte ich sie ja 'verstoßen' und ihn eben nicht. Und er hatte sich danach auch nicht wieder gemeldet. Und machte sich Vorwürfe das unsere Freundschaft jetzt zerstört wäre.

...

im Laufe der Nacht hatte Nico sich gefangen
& war eingeschlafen.

In dieser Nacht hatte es bei mir 'klick' gemacht,
wie man so schön sagt.

Ich hatte Vanessa dann am nächsten Tag kontaktiert.
Ihr erzählt was vorgefallen war, das ich eingesehen habe das ich einen Fehler gemacht habe und sie mir nur helfen wollte.
Das ich eine Therapie machen werde usw.
Ich hatte ihr so viel geschrieben
und doch immer wieder mit einer Ablehnung gerechnet.

Vanessa hatte gesagt,
dass sie meine Reaktion nachvollziehen kann.
Wir hatten zwar eine kleine Anlaufhilfe benötigt,
uns dann aber wieder versöhnt.



die SMS die mich zum Schweigen brachte.

eben diese eine verhängnisvolle Sms kam während des Unterrichts in der Berufsschule.
Es war Anfang März.
Das genaue Datum ist mir entfallen,
die Sms habe ich damals vor Schreck gelöscht.

Damals hatte ich mit Anastasia und Matze auserhalb der Klasse eine Aufgabe bearbeitet.
Mein Handy klingelte.
Ich sah auf das Display.
Eine Sms.
Nummer Unbekannt.
Ich öffnete.

'An deiner Stelle würde ich den Blog sperren, wenn du nicht willst das bald alle davon wissen'

Mir verschlug es den Atmen.
Meine Lunge schmerzte.
Ich stand ein wenig unter Schock.

"Gehts dir nicht gut? Ist was passiert?"
hatte Anastasia besorgt gefragt.
Sie hatte mir am Tisch gegenüber gesessen.
Matze neben ihr.
"Du siehst aus als wäre jemand gestorben"
hatte er hinzuzufügen.

Nein.
Gestorben war bisher keiner.
Aber dieses lähmende Gefühl,
welches mich in diesem Moment überkam,
fühlte sich an,
als wäre ich gerade dabei zu sterben.

Ich hatte gemurmelt, dass ich kurz raus müsse.
Ich ging unauffällig auf den Flur hinaus
& wählte Nicos Nummer.
Er war selbst noch im Unterricht.
Dennoch hatte ich gehofft er würde aus dem Klassenraum verschwinden und zurück rufen.

Mailbox.

Irgendwas war an diesem Tag mit Nicos Handy gewesen.
Noch am Morgen hatten wir darüber gesprochen
Ich glaube,
er hatte einfach nur vergessen es zu laden.

Ich musste mich wieder an die Aufgabe setzen.
Überleben.
Tun als sei alles in Ordnung.

Nichts war in Ordnung.
Überhaupt nichts war in Ordnung.
Es war viel schlimmer als damals,
als Nico meinen Blog gefunden hatte.
Damals wusste ich,
wer es war.
Jetzt wusste ich nichts.
Nicht wer alles von dem Blog wusste.
Und nicht wer mich warnen wollte.

Wer wollte mich warnen?
Oder war es etwa eine Drohung gewesen?

Die Gedanken fuhren in meinem Kopf Achterbahn.
Mir wurde es immer zittriger zu Mute.

& die Stunden bis Schulschluss schienen sich endlos hinzuziehen.
Ich musste nach Hause !
Ich musste den Blog sperren,
bevor irgendetwas passieren konnte!

Ich war an diesem Tag heilfroh gewesen,
das Nico nach der Schule wieder mit zu mir kam.
Auf dem Weg vom Bahnhof hatte ich ihm davon erzählt.
Während wir auf unseren Zug warteten,
hatte er mich fest im Arm gehalten.
Mein Zittern war schlimmer geworden.
Ich war kurz davor die Nerven zu verlieren.
All meine Gedanken machten mich so krank.
Und ich hatte tierische Angst.

Ich schaltete den Blog ab.
Das war das erste was ich getan hatte
als Nico und ich bei mir zu Hause angekommen waren.

Ich startete den verzweifelten Versuch Vanessa zu erreichen.
Seit diesem einen Abend im Januar
hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen.

Ich hatte Glück,
auf mein bitten per SMS
betrat sie den Chat.

Ich schrieb ihr.
Fragte sie ob sie mir diese SMS geschickt hatte.
Sie hatte.
Ich fragte sie wer von dem Blog wüsste.
Anton.

Ich atmete aus.
& erschrak dennoch.
Anton, wieso Anton?
Es gab so viele Zeilen die nicht für Antons Augen bestimmt waren,
ganze Seiten.
Das ganze Tagebuch war nicht für seine Augen bestimmt!

Allerdings bekam mich schnell diese Gelassenheit.
Es war nur Anton.
Er hatte schon so schlimme Zeiten von mir mitbekommen.
Da störte das nun auch nicht mehr.

Warum verdammt noch mal war mir bei ihm alles immer so gleichgültig!?

Wenigstens brauchte ich mir nun nicht mehr so viele Sorgen zu machen.
Oder etwa doch?



Es gab noch eine weitere Person die auf den Blog gestoßen war.
Ich hatte versucht Vanessa zu löchern.
Doch sie hatte mir keine weitere Auskunft gegeben.

Ich schrieb Anton an.
Völlig verzweifelt.
Auch wenn Vanessa mir geraten hatte, es nicht zu tun.

Anton hatte abgestritten etwas von einer zweiten Person zu wissen.
Ich glaubte ihm.
Ich glaubte Anton immer alles.

(guck mal, da steht 'naiv' an der decke ...)

Anton verriet mir,
dass er selbst bereits seit Januar von dem Blog wusste.
Er hatte jeden einzelnen Eintrag gelesen.
Jeden verdammten Eintrag!
Jeden verdammten Eintrag den er niemals hätte lesen sollen!
Niemals !

Anton lenkte darauf,
dass wir doch trotzdem noch miteinander schreiben könnten.
Der Kontakt lief momentan,
wundernsweterweise,
wirklich gut zwischen uns beiden.
Darüber wegen diesem Vorfall
nicht mehr mit ihm zu schreiben,
hatte ich noch gar nicht nachgedacht.
Ich würde es tun.
Natürlich.
Ich tat es doch immer.

Anton hatte noch geschrieben,
das er Anfangs nur aus Langeweile mit geschrieben hatte,
doch dann hatte er es nett gefunden.

verdammter Lügner ...


Zu der zweiten Person,
bekam ich von Anton jedenfalls keine Informationen.
Person x blieb also anonym.
Mit dem Gedanken,
das irgendwer mitlas,
für den das alles hier nicht bestimmt war,
konnte ich damals nicht weiter schreiben.
Auch wenn es mir das Herz brach.
Es war einfach zu gefährlich.
Das konnte ich nicht riskieren.

Der Blog musste abgeschaltet werden...

Lucy ist zurück.


warum war sie weg?
warum ist sie wieder da?



Es war nun eine verdammt lange Zeit Funkstille.
Eine viel zu lange Zeit.
Man hat mich viel zu lange stumm gehalten.
Wiedermal.
Aber dieses Schweigen werde ich jetzt wieder brechen.
Ich bin zurück.
Und ich scheiße auf jegliche Konsequenzen.
Was bitte habe ich denn noch zu verlieren?

Es ist so verdammt viel passiert in der Zeit in der es still war.
wahrscheinlich viel zu viel um es alles zu erzählen,
vorallem um es geordnet zu erzählen.
Aber es gibt ein paar sehr wichtige Dinge,
über die unbedingt gesprochen werden muss.

Jetzt wird Klartext geredet !

[58] Luxuslärm





[58]

Februar 2011.





Gemeinsam mit Anastasia hatte ich das LuxuslärmKonzert im Februar besucht.
Ich hatte Luxuslärm vorher nie live gesehen.
Es war auch erst mein drittes Konzert.

Anastasia und ich waren so nah an der Bühne gewesen.
& schon die Vorband hatte eigentlich ganz gut gespielt.

Dann nahmen die Jungs von Luxuslärm die Bühne ein und fingen an zu spielen.
Frontfrau Jini erschien erst mit Einsatz des Textes auf der Bühne.

Und gleich vom ersten Moment an, hatte mich diese Frau in ihren Bann gezogen.
Sie hatte nur das erste Wort, des ersten Songs gesungen.
Dieser Moment ist wirklich nicht zu beschreiben.
Sie lief mit einer so selbstsicheren, durchgeknallten Art auf, hatte so unglaublich viel Power und sichtlich Freude an dem was sie tat.
In ihr steckte so viel Überzeugungskraft und Energie.
Ihr auftreten hatte mich völlig umgehauen.
Ich war total begeistert gewesen.
Gar faszinierd.
Ihr Reden,
ihre Art,
ihre ganze Mimik,
wie sie sang,
wie sie sich gab,
alles wirkte irgendwie so unglaublich.
So kraftvoll und überzeugend.




Und dann kommt dieser Moment
und ich weiß das es geht !
Dann kommt dieses Gefühl
diese Kraft tief in mir,
die den Schmerz erträgt.
Dann kommt dieser Moment
mit unendlicher Macht.
Gegen jedes Gesetz,
jede Zahl,
jeden Raum
Die mich noch stärker macht,
Die mich noch stärker macht.

[Luxuslärm]




Ich hatte von diesem Abend unheimlich viel mitgenommen.
Das Konzert hatte mir irgendwie sehr viel vermittelt.
Und ich hatte mich so gut gefühlt, als ich zusammen mit Anastasia die Halle verlassen hatte.

[57] lost.

[57]

15 Februar 2011.

bekanntes Datum.
kein guter Tag.
wie immer.


Nico und ich hatten uns an diesem Dienstagnachmittag ein bisschen gestritten.
Es ging wie immer um das leidige Thema Essen.
Mittlerweile hatte ich es sowas von satt, ständig darüber diskutieren zu müssen.

ha, satt, wie ironisch ...

Es war der Geburtstag meiner Mutter.
Es sollte auch gefeiert werden, mit großem Essen zu Hause für die ganze Familie.
Knipp & Bratkartoffeln. Hausmannskost.

Der Knipp fiel für mich sowieso weg,
ich hatte mich entschieden auf Zeit keine Tiere mehr zu essen.
Würden die Bratkartoffeln bleiben.

egal wie man es dreht oder wendet
es ist und bleibt zum Kotzen.

Nico hatte schon den ganzen Morgen geredet,
ich solle es mir doch mal überlegen.
Wenigstens ein paar Bratkartoffeln essen,
damit ich auf der Familienfeier eben nicht das tun musste,
was ich sonst immer tat.
Er hatte es immer wieder versucht,
doch ich hatte mich von Anfang an dagegen entschieden.

Zu Mittag tat ich etwas, was Nico dann gar nicht mehr verstand.
Ich hatte mich die ganze Zeit geweigert, Abends zu Essen
& kochte mir dann Nudeln.

Nico konnte es auch nicht verstehen.
Es war so eine Art Belohnung für mich.
Weil ich das, was ich ausversehen wieder drauf hatte,
so fein wieder runter hatte.
in kurzer Zeit.

und dann frisst man sich natürlich gleich wieder was an.
tolle idee, dämliche kuh.

Diesen Hintergrund hatte ich Nico aber irgendwie nicht erklären können.
Deswegen hatten wir uns gestritten.
Weil er mein Verhalten einfach nicht verstand.
Ich hatte Nico sogar angeschrien.
Und dann 'ne verdammt lange Zeit gar nicht mehr mit ihm geredet.

Beim rauchen auf dem Dachboden,
war ich sogar kurzeitig eingeschlafen.
Schlaf rettet einen eben aus allen Situationen.
Es war allerdings unabsichtlich gewesen.
Ich hatte mich nur kurz aufs Gästebett gesetzt und war dann während des Nachdenkens eingenickt.
Vielleicht kam es auch einfach davon, das ich kraftlos war durch den Infekt der sich gerade zu diesem Zeitpunkt in mir ausgebreitet hatte & wegen dem ich die nächsten Tage flasch liegen würde.

Es hatte mir so leid getan, Nico anzuschreien.
Und das anschweigen auch,
aber ich hatte mich danach irgendwie nicht mehr getraut etwas zu sagen.

Nico hatte mich schlafend vorgefunden, mich wachgerüttelt, gefragt ob alles okay sei und hatte mich dann wieder alleine gelassen.
Als ich kurz zurück in mein Zimmer kam, hatten wir uns wieder angeschwiegen.
Ich hatte mich vor meinen Kleiderschrank gestellt,
das Outfit für den heutigen Abend herausgesucht und war dann im Bad verschwunden um zu duschen.

Als ich fertig zurück ins Zimmer kam,
lag Nico auf dem Bett und starrte mit verklärten Augen vor sich hin.
Ich setzte mich auf die Bettkante neben ihn und nahm seine Hand.
"Hey ..." sagte ich vorsichtig.
"Ich mache alles falsch", hatte Nico gesagt.
"Nein das tust du nicht", hatte ich versucht ihn zu beruhigen.
"Doch", hatte er mir wiedersprochen.
"Ich verliere Verena und ich bin auch noch kurz davor dich zu verlieren".

Bäm.
Das war wieder so ein Schlag in die Fresse gewesen,
genau wie in der Nacht als Nico mich gefragt hatte,
ob ich ihn noch lieben würde.

"Warum verlierst du Verena?", hatte ich gefragt.
Ich wusste, dass es mit seiner eigentlich besten Freundin momentan nicht immer so glanzvoll lief.
"Keine Ahnung", hatte Nico schulterzuckend von sich gegeben.
"Bestimmt nicht, hatte ich versucht ihn zu beruhigen.

& mich würde er auch nicht verlieren ...

[56] realisiert.

[56]

1. Februar 2011


Ich hatte so früh aufstehen müssen, wegen des Artztermines.
In Nicos Armen war ich aufgewacht, trotz des letzten Abends.

Nico war wach geworden, als ich aufgestanden war,
allerdings befand er sich noch im Halbschlaf.
Ich hatte mich leise fertig gemacht
& als ich das Zimmer verlies,
hatte ich ihm zum Abschied noch über die Wange gestrichen
& "bis nacher", geflüstert.

Die Kette trug ich noch immer nicht wieder.
Meiner Erziehungsberechtigten war dies im Auto auf dem Weg zum Arzt aufgefallen.
Ich redete mich damit heraus, dass sie den Arzt stören würde,
schließlich hatte ich ja Probleme im Nackenbereich.
Perfekte Ausrede.

Im Wartezimmer war es so voll gewesen, dass ich nur meine Karte abgegeben hatte
und noch eine Stunde mit meiner Erziehungsberechtigten einkaufen gefahren war.

Und dort im Supermarkt,
zwischen den ganzen Regalen, hätte ich plötzlich anfangen können zu heulen.
Erst in diesem Moment, war mir so richtig bewusst geworden,
was gestern Abend eigentlich passiert war.

[55] die Falle.

[55]

Montag, 31 Januar 2011.



Als Nico sagte "Hey ... Vanessa hat mich vor ein paar Wochen angeschrieben..."
hatte ich etwas ganz anderes erwartet,
als das was mich jetzt erwartete.
einen blöden Scherz.
So wie er ihn hin und wieder mal machte.
Er saß neben mir auf dem Sofa, hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt und mir ins Gesicht gesehen.
Vanessa hatte auf dem alten roten Sessel uns gegenüber gesessen.
Ich hatte Nico angelächelt.
Auf das was kam, war ich nicht vorbereitet gewesen.
Ich war von einem Scherz ausgegangen.

"Das war geplant", hatte Nico weiter gesprochen.
Geplant ? Was ?
Von einen auf den anderen Moment war das Grinsen schlagartig aus meinem Gesicht gewichen.
"Wir wollen nur mit dir reden", hatte Nico ruhig gesagt.
Reden?
Langsam formte sich ein Bild in meinem Kopf.
Ich war in eine Falle getappt.
In eine ganz gemeine Falle.

Als Vanessa mich angeschrieben hatte, ob ich am Montag mal Zeit hätte,
hatte ich mir nichts dabei gedacht.
Und Nico hatte so getan, als würde er sich freuen.
Schließlich hatte er Vanessa nur damals an meinem Geburtstag gesehen.
Seitdem waren Monate vergangen.

"Spinnt ihr?", fuhr ich Nico an und setzte mich Kerzengerade hin.
"Lauf jetzt nicht weg", der Druck von Nicos Hand auf meiner Schulter verstärkte sich.
"Ey ne", ich schüttelte seine Hand ab.
Ich wollte aufstehen.
Nico hatte versucht mich festzuhalten.
Er stand mit mir auf, hielt mich fest.
"Lauf nicht weg bitte, wir wollen nur mit dir reden".
"Fass mich nicht an!", mit diesen lauten Worten war meine Hand in Nicos Gesicht gelandet.
Ich hatte sogar verdammt fest zugeschlagen.
Was ich in diesem Moment nicht einmal gemerkt hatte.
Er hatte keine Regung gezeigt.

Und ab da an, zeigte ich auch keine Regung mehr.
Ich hatte völlig dicht gemacht.
Sie wollten mit mir reden?
Ich hatte mich so verarscht gefühlt.
So verdammt verarscht.
Das ganze war ein abgekartertes Spiel gewesen.
Ich hatte nur noch weg gewollt, weit weg.
Ich wollte nicht reden.
Worüber auch?
Nico und ich hatten das Thema in den letzten Wochen oft genug diskutiert.

Selbst diese Tatsache hatte er versucht sich zu nutze zu machen.
Er hatte auf mich eingeredet.
Mit mir gesprochen wie, mit jemandem der psychisch mehr als labil ist.
Er hatte gesagt, er würde mich verstehen aber ich würde doch selbst wissen, dass es so nicht weiter gehen könne.

"Hör auf mich zu interpretrieren", warf ich ihm vor.
"Das tu ich doch gar nicht", hatte er sich verteidigt.

"Wir wollen dir nur helfen", meinte Nico.
Mittlerweile war ich aufs Bett geflüchtet.
Saß dort zusammengesunken mit gesenktem Kopf.
Meine langen schwarzen Haare hingen mir vorm Gesicht.
So hatte ich weder Nico, der neben mir saß noch Vanessa die auf dem Fußboden vor meinem Bett gesessen hatte, ansehen müssen.
Und die beiden hatten mir auch nicht ins Gesicht können.

Ich blockte immer noch jeden ihrer Versuche ab mit mir zu reden.
Betonte als einziges nur, dass ich nicht mit ihnen reden wollte.
Ich hatte immer noch dicht gemacht.
In mir war auch nichts mehr.
Kein einziges Gefühl.
Kein einziger Impuls.
Nichts.
Nur Leere.

Nico hatte mich immer wieder berührt & jedes Mal hatte ich ihn angefahren.
"Fass mich nicht an".
Er tat es wieder.
"Ich hab dir gesagt du sollst mich nicht anfassen!".
Dann hatte Nico aufgegeben.

Vanessa meinte, ich solle nicht so böse auf ihn sein.
Er würde sich doch auch nur Sorgen machen, genau wie sie.
Sie hätte sich das alles viel zu lange angesehen.
Über ein Jahr schon.
Zuerst hätte sie sich für mich gefreut,
ich hätte damals angefangen zu lachen.
Zu leben.
Doch der Preis den ich dafür zahlen würde, der wäre zu hoch.

Was redete sie da?
Ich hatte mir die Höhe des Preises für dieses Leben selbst gesetzt.
Mein Leben.
Mein Körper.
Meine Sache.

Meine verdammte Sache ...

Vanessa hatte eine verdammte Zeit lang geweint.
Die beiden kamen nicht gegen mich an.
Ich redete kaum ein Wort.
Nur manchmal ein paar Sätze.
Ich hätte mir diesen Weg ausgesucht.
Ich würde wissen was ich tue.
Und ich würde es weiter machen.
Weiter machen, bis zum bitteren Ende.

Sie hatten trotzdem versucht auf mich einzureden.
vergeblich.

Nico hatte geweint. Wieder.
Ein Schmerz hatte kurzzeitig die Leere in mir unterbrochen.
Kurzzeitig hatte es weh getan, Nico so zu sehen.
Verdammt weh.
Dann würde der Schmerz wieder von dieser Leere abgelöst.
Alles war wie vorher.

Als Nico kurz aufs Klo verschwunden war, stopfte ich mir eine Kippe.
Ich hatte Vanessa einfach unbeachtet sitzen lassen.
Ich hatte die beiden sowieso seit einer halben Ewigkeit nicht mehr angesehen.
Ich hatte allein auf den Dachboden gewollt um zu rauchen.
Doch Nico fing mich auf dem Flur ab.

"Wo willst du hin?".
"Rauchen", hatte ich geantwortet.
"Ich komme mit", sagte er ruhig.
"Nein, ich gehe alleine", ich sah ihn nicht an.
Immer noch nicht.
"Ich komme mit", sagte er wieder.
"Verpiss dich, bitte!", zischte ich.
Doch Nico ging nicht.
Er kam mit.
Trotzdem ignorierte ich ihn.
Zündete die zweite Kippe direkt an der ersten an.
Ich hatte Nico auch nicht angesehen, als wir den Dachboden wieder verließen.

Mit den ganzen Abfuhren, die ich Nico immer wieder erteilt hatte,
musste ich ihm verdammt weh getan haben.
Er litt.
Das war unschwer zu erkennen.
& ich hatte darunter gelitten Nico leiden zu sehen.

Aber ich hatte nichts tun können.
Vielleicht wollte ich auch gar nicht.
Aus Trotz vielleicht.
Oder einfach, weil ich nicht gewusst hatte, was ich hätte tun sollen.
Vanessa hatte ich noch viel mehr ignoriert als Nico.
Ich hätte schlecht zu Nico hingehen und ihn in den Arm nehmen können.
Vorallem, weil ich selbst nicht wollte, dass er mir jetzt zu nah kam.

Die ganze Zeit über hatte mein Kater auf meinem Bett geschlafen.
Ich hatte dort immer noch gesessen.
Seine kleinen Pfötchen stupsten im Schlaf in meinen Rücken.
Ich hatte begonnen ihn zu streicheln.
Mir war hin und wieder ein Lächeln über das Gesicht gehuscht.
Immer dann, wenn Kater schnurrte oder sich im Schlaf reckte und streckte.

Nico und Vanessa hatten sich wieder auf Sofa und Sessel verzogen.
Ignorierten mich kurzzeitig so wie ich sie die ganze Zeit über ignoriert hatte.

Dann war Nico aufgestanden.
Selbst eine rauchen.
Vanessa blieb auf dem alten Sessel sitzen.
"Pass auf das sie nicht weg läuft", hatte Nico noch gesagt.

Wo hätte ich denn bitte hinlaufen sollen?
Jetzt musste schon auf mich aufgepasst werden.
Super.
"Ich lauf schon nicht weg", hatte ich zu Vanessa gesagt.
Einer der wenigen Sätze die ich von mir gegeben hatte.
"Ich weiß", hatte sie nur gemeint.

Ich hatte mir an den Hals gefasst.
An die Kette, das kleine Herz, welches Nico mir zu Weihnachtengeschenkt hatte
& die ich seitdem kein einziges Mal abgenommen hatte.
Ich hatte den Verschluss nach vorne gefummelt.
Ihn geöffnet und die Kette vom Hals gezogen.
So war sie dann in der Tasche meiner Sweat-Jacke gelandet.
"Willst du Schluss machen?", hatte Vanessa gefragt.
Ich hatte ihr nicht geantwortet.
Ich hatte auch gar keine Antwort auf diese Frage.
Ja. Nein. Vielleicht.
Ich konnte Nico kaum ansehen.
Nicht nur aus Trotz.
Ich hatte irgendwie Angst.
Angst davor, wie viel diese Leere die immer noch in mir herrschte,
wirklich eingenommen hatte.

Vielleicht hatte Nico jetzt, mit dem was er hier mit Vanessa tat, einen verdammten Fehler gemacht.
Einen verdammt fatalen Fehler.

With every word another feeling dies
I'm left here in the dark
No memories of you
I close my eyes
It's killing me
We die when love is dead
It's killing me
We lost a dream we never had
It's over now
What can we take?
It all has no worth if we lose our trust

[Tokio Hotel]

Nico kam wieder ins Zimmer.
Setzte sich zurück aufs Sofa.
Kurze Zeit später war ich aufgestanden und zur Tür gegangen.
"Wo willst du hin?", hatte Nico gefragt.
"Wohin", dann hatte ich die Tür zu geknallt.

Ich war unten im Gästebadezimmer verschwunden.
Für einen Moment.
Dann hatte ich noch kurz unten an der Treppe gestanden.
Von dort aus hatte ich noch gehört, wie Vanessa oben sagte
"Vielleicht ist sie nach unten".
Ich stieg die Treppe hoch.
"Ah, jetzt werde ich schon kontrolliert", giftete ich.

In meinem Zimmer setzte ich mich wieder alleine aufs Bett zum Kater.
"Rede doch einfach mit uns bitte", hatte Nico es noch einmal versucht.
"Jetzt bestimmt nicht mehr", zischte ich.
"Wieso?", hatte Nico gefragt.
"Denk mal nach", giftete ich weiter.

Ich war sowieso sauer gewesen.
Aber Kontrolle war das aller letzte.
Wenn nicht schon das, was Vanessa und Nico hier mit mir abzogen, das letzte war.

"Ich will dich doch nicht kontrollieren", hatte Nico angesetzt.
"Du weißt doch was letztes Mal passiert ist, als du so geflüchtet bist".
"Ich tu schon nichts!", hatte ich ihn angemault.

Aber ja,
ich wusste auf welches Thema er jetzt anspielte.
Bei der letzten eskalierten Auseinandersetzung, war ich auch ins Bad geflüchtet.
& hatte wieder geritzt.
Zumindest hatte ich es versucht.
Das Bad hatte zu dem Zeitpunkt nicht viel hergegeben.
Nur eine stumpfe, alte Schere.
Damit hatte es nicht mal richtig funktioniert.
& dieses Mal, hatte ich das auch gar nicht vorgehabt.

Denn jedes Mal, träumt sie sich weg. Weit weg. Sie fühlt sich nur, wenn es schmerzt. Sonst kommt nichts an sie ran. Sie spürt sich nur, wenn es schmerzt. Wenn die Klinge sie berührt. Dann fühlt sie ab und an ihr Herz, genießt ihren Schmerz. Denn mit jedem Schnitt fühlt sie sich, so vedammt am leben.

[Selina Shirin Müller]

Es herrschte wieder Stille.
Eine ganze Zeit lang.
Dann leutete die Kirchturmuhr, ein paar Straßen weiter.
Mitternacht.

"Was jetzt?", hatte Nico es noch mal versucht.
Ziemlich leise, ihm ging die Kraft aus, dass war zu spüren.
Er konnte nicht mehr.

"Ich muss in sieben Stunden wieder aufstehen", hatte ich gesagt.
"Ich würde gerne schlafen".
Zwar hatte ich am nächsten Tag frei, aber einen allgemeinen Arzt-Termin.

"Ja ... war klar", kam es seufzend und kraftlos von Nico.
Ich hatte weder ihn noch Vanessa angesehen.
Immer noch nicht.
Ich hörte wie Vanessa ihre Tasche und ihre Jacke griff und aufstand.
Ich brachte sie noch zur Haustür.
Sprach kaum ein Wort.

"Sei nicht so hart zu ihm", hatte sie draußen noch gesagt.
"Er macht sich nur Sorgen um dich".
Dann war sie gefahren.
& es war wohl das letzte Mal gewesen, dass ich sie sah.

Nico würde über Nacht bleiben ...

Ich schlich zurück hoch in mein Zimmer,
ignorierte Nico der noch immer auf dem Sofa saß,
holte meine Schlafsachen und verschwand im Badezimmer um mich umzuziehen.

Wieder in meinem Zimmer hatte ich mich zurück aufs Bett gesetzt.
Nico hatte ausgestreckt auf dem Sofa gelegen
& mich angesehen.
"Und jetzt?", hatte er gefragt.
Ich gab keine Antwort.

Nach einer Weile setzte Nico erneut an.
"Jetzt sitzen wir hier und schweigen uns an. Wie lange noch?".
Ich gab wieder keine Antwort.

"Gibst du mir mal bitte das Wasser?".
Ich drehte den Kopf.
Die Wasserflasche hatte dierekt neben meinem Bett gestanden.
Ich hatte danach gegriffen,
sie kurz in der Hand gehalten.
Dann war ich vom Bett aufgestanden
& hatte mich zum Sofa bewegt.
Ich hatte Nico die Flasche gegeben und mich neben ihn gesetzt.

Wir hatten geschwiegen, eine Zeit.

"Du hast die Kette abgenommen", hatte Nico gesagt.
Ich hatte gehofft, er würde es gar nicht erst sehen,
das Shirt welches ich trug war nicht ausgeschnitten.
Das Vanessa es ihm gesagt hatte, wusste ich nicht.

Ich hatte mir an den Hals gegriffen,
nach der nicht mehr vorhandenen Kette getastet.

"Warum?", hatte Nico gefragt.
"Keine Ahnung", sagte ich leise.

Ich hatte mich wieder aufs Bett verzogen,
irgendwann war Nico mir nach gekommen.
Er hatte immer noch Tränen im Gesicht.

Er wird fest damit gerechnet haben,
dass nun alles vorbei war.
Das er verspielt hatte.

Er hatte sich praktisch mit seinem letzten Zug selbst Schachmatt gesetzt...

Ich hatte meine Hand auf seine gelegt,
tröstend.
Er zitterte.

Die andere Hand hatte ich auf sein Gesicht gelegt,
vorsichtig über seine Wange gestrichen.
Sie war nass von dem Tränen.

"Hör auf zu weinen", hatte ich geflüstert.
Nico hatte ein bisschen gelächelt.
Dann hatte er seinen Kopf auf meine Schulter gelegt und mich fest im Arm gehalten.
Ich hatte ihm durch die Haare gestrichen.

Er tat mir so unendlich leid.

Er löste sich wieder von mir.
Meine Hand wanderte wieder auf sein Gesicht.
"Ist in Ordnung jetzt, okay?".
Er nickte, seine Augen waren immer noch gerötet.

Gib mir dein Feuer
zeig mir wo die Sehnsucht in dir Wohnt
Gib mir deine Liebe,
frag mich nicht danach ob sich das lohnt.
Gib mir dein Feuer
Zeig mir deine Tränen im Gesicht,
zeig mir deine Liebe
Zeig mir dass du Angst hast so wie ich...

[Luxuslärm]


Nico hatte zwar gesagt, er würde heute Nacht auf dem Sofa schlafen,
lag dann aber doch neben mir im Bett.
Weil ich es so gewollt hatte.
Ich hätte es nicht ertragen Nico aufs Sofa zu schicken,
auch wenn seine Nähe auch nicht ganz angenehm war.
Und obwohl irgendwas in mir kurzeitig überlegt hatte,
Nico jegliche Nähe zu verweigern.

Dennoch lagen wir nah beieinander,
mit den Gesichtern zugewendet.
Es war dunkel im Raum.
Meine Hand lag wieder auf seinem Gesicht,
strich behutsam darüber.

Wir redeten.
Darüber was passiert war.
Ein bisschen darüber, wie ich mich fühlte.
Wie sehr das alles Nico zugesetzt hatte
& wie sehr er vor meiner Reaktion auf diese Aktion Angst gehabt hatte.

Und dann stellte Nico diese eine Frage.
Mir wurde schlecht, richtig schlecht.
Und es brach mir fast das Herz.
Schon allein seine Tonlage lies mir alles gefrieren.
Seine Stimme klang so verweint und er zitterte wieder.
"Liebst du mich noch?".

"Natürlich..." hatte ich gesagt.

"Verlass mich nicht", hatte Nico mich gebeten.
Ich hatte geschwiegen.
"Gestern konntest du es noch versprechen", Nico klang noch viel trauriger als eben.
Aber er hatte recht gehabt, am Vortag hatte ich es wirklich noch versprechen können.

Und jetzt?
Jetzt wohl nicht mehr.
Zumindest nicht in diesem Moment.
Ich fühlte mich immerhin noch immer hintergangen und völlig angefahren.
So verdammt verarscht.

solang es noch geht.

Luxuslärm - Solang es noch geht


Du siehst nach nirgendwo
Doch vielleicht
Hörst du die Worte
Hörst meine Worte

Der Stoff, der träumen lässt
Ganz egal, welche Sorte
Egal, welche Sorte

Du sagst, du hast alles im Griff
Stehst im Regen

Doch ich seh’ dich
Ja, du drehst dich
Und ich kann dich nicht erreichen

Zu weit oben
Goldener Käfig
Muss dich irgendwie erreichen

Solang es noch geht
Solang es noch geht

Du hast den Halt verloren
Doch du willst keine Hilfe
Sagst, du brauchst keine Hilfe

Wir haben uns geschworen
Dass man sich niemals im Stich lässt
Niemals im Stich lässt

Und du hast gar nichts mehr im Griff
Stehst im Regen

Doch ich seh’ dich
Ja, du drehst dich
Und ich kann dich nicht erreichen

Zu weit oben
Goldener Käfig
Muss dich irgendwie erreichen

Solang es noch geht
Solang es noch geht

Es tut weh, dich so zu sehen
Mach’ mir Sorgen
Hey, warum hörst du mich denn nicht

Doch ich seh’ dich
Ja, du drehst dich
Und ich kann dich nicht erreichen

Zu weit oben
Goldener Käfig
Muss dich irgendwie erreichen

Solang es noch geht
Solang es noch geht

mir doch egal.




Mir doch egal! Wenn er sich in mich verliebt, hat er eben Pech gehabt.

[Ach, wär ich nur zu Hause geblieben]

[54] Nico's Anton-Theorie

[54]

Mitte Januar 2011.


Nico hatte Anton von Anfang an nicht gemocht.
Manchmal kam es wirklich so rüber,
als hätte Nico gar Hass auf ihn entwickelt.

Noch am Anfang unserer Beziehung,
hatte ich Nico das Buch lesen lassen,
welches ich über Anton und mich geschrieben hatte.
Damit Nico mich ein bisschen besser nachvollziehen konnte
und teils besser über meine Vergangenheit bescheid wusste.

Irgendwie musste sich dort schon ein sehr negatives Bild von Anton gefestigt haben.

Deswegen hatte ich Nico auch erst den Kontakt zu Anton verheimlicht.
Doch schon mitte Dezember 2010 war der Kontakt ans Licht gekommen.

Manchmal hatte ich das Gefühl,
Nico nervte es.
Er sah es nicht so gerne, wenn ich mit Anton schrieb.

"Du hast total schlechte Laune, dann schreibt dich dieser Kerl an und du bist wieder am strahlen!", hatte er mir einmal vorgeworfen.
Kurz vor Silvester hatten wir deswegen sogar einen kleinen Streit gehabt,
den ich bisher nicht erwähnt habe.
Wir hatten uns bestimmt zwei Stunden angeschwiegen.

"Es war immer Anton und es wird immer Anton bleiben", so Nico.

Damit hatte er allerdings unrecht.
Anton war mal
& wird für mich nie wieder sein.

Das ist es auch, was ich Nico immer wieder sage.
& eigentlich weiß er das auch ganz genau.

Mittlerweile, hat Nico allerdings seine ganz eigene Anton-Theorie entwickelt.

Das Anton immer wieder den Kontakt suchte,
immer wieder anspielte,
die Vergangenheit aufwühlte,
sich komisch mir gegenüber verhielt
und so weiter und sofort,
hatte Nico auf etwas schließen lassen.

"Der Kerl steht doch auf dich".

Mit dieser Meinung war Nico leider nicht alleine.
Selbst Vanessa glaubte das selbe.


Nico hatte am Abend des 15ten Januars wieder damit angefangen.
0815 Lovestory, hatte er gemeint.
Seiner Meinung nach, wäre er der Kerl bei dem für mich alles gut wäre.
Anton hätte die Rolle des Kerls mit der schlechten Vergangenheit.
Am Ende würde Nico dann doch alleine sein,
weil ich ihn für Anton stehen lassen würde.

dramatisiere deinen Alltag.

Niemals würde ich Nico für Anton stehen lassen,
dass wusste er ganz genau!

Bei Vanessa hatte ich mich darüber aufgeregt.
Da sie, wie gesagt Nicos Meinung teilte,
stimmte sie selbst dem 0815Lovestory-Quatsch zu!
Na toll.

Lucy sagt : wie bitte ? o:

Vanessa sagt : hab ich ehrlich so das Gefühl ...

Lucy sagt : nein, das ist doch total absurd. Anton will nichts von mir.

Vanessa sagt : wer weiß

Lucy sagt : hey komm, das ist totaler Quatsch

Vanessa sagt : wieso denn?

Lucy sagt : weil das mit mir und Anton nie was werden würde, Anton mag mich gar nicht und er würde nie was von mir wollen.

Vanessa sagt : er mag dich nicht und schreibt dich ständig an?

Lucy sagt : Langewele oder so

Vanessa sagt : ach Quatsch

Lucy sagt : was sonst?

Vanessa sagt : Ich denke schon das er dich mag ...

Lucy sagt : ja, vielleicht mal so zum Quatschen. Aber als wenn er jetzt sagt BOAH ! Lucy. haben will !

Vanessa sagt : so vielleicht nicht :'D.

Lucy sagt : sondern ? ;D

Vanessa sagt : vielleicht fängt er ja an etwas für dich zu emfpinden

Lucy sagt : ja, klar

Vanessa sagt : du musst beides in Betracht ziehen

Lucy sagt : das klingt aber so unlogisch. Anton wird nie was von mir wollen, dafür hat er mich mal zu sehr gehasst. das wird immer irgendwo sein.

Vanessa sagt : man Lucy >.<

Von dem Chatgespräch, welches ich mit Vanessa geführt hatte, war Nico nicht sehr begeistert gewesen. Eher nicht von meinen Aussagen. "Immer das 'Anton hasst mich' - 'Anton will nichts von mir' nie kommt von dir 'ich will nichts von ihm' ", hatte Nico sich beklagt. So war es doch & so wird es bleiben. Das Anton niemals etwas von mir wollen würde. Oder etwa doch? Denn um ehrlich zu sein, kam ich auch langsam ins Zweifeln. Nico's 0815-Lovestory Theorie klang verdammt nach Verliebt in Berlin.

Die Plenske steht am Ende mit Rokko in der Kirche und heiratet dann doch David, dem sie so lange hinter her geheult hat.
Das war definitiv eine o815Lovestory.

Nico war nicht Rokko. Ich war nicht die Plenske. Anton war nicht David. Das Ganze war nicht Verliebt in Berlin und auch verdammt noch mal keine dusselige 0815Lovestory!
Dennoch grübelte ich langsam wirklich darüber nach,
ob Vanessa und Nico nicht doch recht haben sollten.
Mit dem Teil der Anton betraf.

Konnte das wirklich Möglich sein, dass Anton etwas für mich empfand?
Stand er auf mich?
Irgendwie machte mir der Gedanke Sorge
& das war wohl auch der Grund warum ich Nico immer zuerst an den Kopf warf, dass Anton mich hassen und sowieso nichts von mir wollen würde.
Ich wollte diesen Gedanken eben nicht denken
und so weit wie möglich von mir wegschieben.
Wenn ich Nico diese Dinge sagte, redete ich mir dann automatisch ein,
dass sie Stimmen würden.

Nico wusste ja aber nicht, das ich so dachte.
Und das brachte wiederum ihn zum Denken.

"Und wenn Anton dich mögen würde und es klappen würde. Was dann!?".

Dann würde ich dich eiskalt stehen lassen
und mit Anton durchbrennen.
Glasklare Sache.

Nein, mal ganz im Ernst.
Was sollte dann sein?
Was dachte Nico von mir?
Ich wollte mit ihm zusammen sein
& nicht mit Anton!
Mit keinem anderen.
Das hatte ich ihm auch immer wieder gesagt.
Aber ich konnte Nico schon irgendwo verstehen.
Ich war so lange unglücklich in Anton verliebt gewesen,
über Jahre.
Es war so viel Scheiße passiert.
Und es wäre wirklich ein 0815Lovestory-HappyEnd,
wenn zwischen mir und Anton was laufen würde.

Ich wollte aber überhaupt gar kein o815Lovestory-HappyEnd,
sondern Nico.

"Ich hab gesagt, ich bin mit Anton durch", erinnerte ich Nico erneut.
"Das du damit durch bist, glaub ich dir, ganz ehrlich. Aber da wird sich wieder was entwickeln. Es war immer Anton", meinte Nico.
"Ich will ganz bestimmt nichts von ihm, nie wieder", versicherte ich.
"Ich hoff's", war Nicos Reaktion darauf.
"Aber ein Teil von mir, glaubt trotzdem irgendwie daran, dass es irgendwann an Anton scheitern wird".

Kurzeitig hatte ich vor dem, was Nico angesprochen hatte,
tatsächlich große Angst gehabt.
Aber die Angst war schon lange verschwunden.
Unsere Beziehung würde niemals an Anton scheitern.
Selbst, wenn Anton wirklich etwas von mir wollen würde,
was ich immer noch nicht so recht glauben mochte,
würde ich ihn abblitzen lassen.
Thema Anton war durch für mich.
Er hätte keine Chance bei mir, niemals.

Und die ganze Sache war doch sowieso absurd !