Willkommen in meinem Leben




Überall Blut

Verfasst:19. November 2012


Es war in der Nacht von Samstag auf Sonntag.
Am Abend war ich gemeinsam mit den Großeltern auf einem Nachbarschaftsfest gewesen.
Gegen 23 Uhr hatte ich den Heimweg angetreten,
Die Stimmung war gut angeheitert gewesen,
Doch mein Wecker würde am Sonntagmorgen früh klingeln.
Die Eltern mussten vom Flughafen abgeholt werden.

Ich hatte noch den Abwasch erledigt,
Ich war hellwach gewesen und hatte mir das Schlafengehen eigentlich noch gar nicht vorstellen können.
Aber ich musste schlafen.

Konnte ich natürlich nicht.
Hallo Schlafstörung!
Die Baldrianpillen, 
Welche mittlerweile schon seit über einem Jahr nahm,
Schlugen schon gar nicht mehr an.

Es war dunkel und still im Zimmer.
Wach lag ich im Bett und starrte an die Decke.

Und dann kam es wieder.
Leicht und langsam.
Dieses unerklärliche Gefühl von Panik.
Meine Arme kribbelten schon seit Wochen.
Ich hatte das Verlangen mir weh zu tun.
Ewigkeiten schon kämpfte ich damit es zu unterdrücken.
Lange Zeit würde ich es nicht mehr aushalten.

Ich hatte Blut sehen wollen.
In dieser Nacht war das Verlangen wieder schlimmer.
Begleitet von der Panik.

Ich sollte Blut sehen.
Und das früher als mir lieb war.

Ich hatte eine kaputte Stelle an der Schulter,
Nicht sehr groß.
Irgendwann hatte ich sie mir irgendwo, irgendwie zugezogen.
Unabsichtlich.
Sie hatte geschmerzt
Und ich hatte drüber gekratzt.

Mit langen Fingernägeln.
Wohl zu tief.
Die Stelle war aufgerissen.

Ich konnte sie nicht sehen.
Ein feuchtes Gefühl breitete sich aus.
Ich griff mit den Fingern in die Feuchtigkeit.
Sie klebten.

Vorsichtig schaltete ich das Licht an.
Die Finger meiner linken Hand schimmerten rot und glänzend.
Blut.
Ich fasste noch einmal auf die Stelle.
Noch mehr Blut.

Ich zitterte,
Schlug die Bettdecke zurück und wankte zum Spiegel.
Ich hatte die große Lampe angeschaltet
Um mehr Licht zu haben.
Ich zog das Shirt aus,
Welches ich zum schlafen trug
Und drehte mich vor dem Spiegel so, 
Dass ich die Stelle sehen konnte.
Blut.
Alles voller Blut.

Die Schubladen meiner Komode hatte ich durchwühlt,
Panisch Pflaster gesucht.
Meine Finger waren voller Blut.
Überall war Blut.

Ich sah mein blasses Gesicht im Spiegel.
Wie eine Leiche.
Ich hatte so gezittert.

Nirgendwo war ein verdammtes Pflaster zu finden!
Ich hatte Tücher auf die tropfende Stelle gedrückt.
Blut, überall Blut.

Im Badezimmer hatte ich dann eine alte, vergilbte Pflasterpackung gefunden.
Die Stelle hatte ich erneut abgetupft,
Sie  blutete immer noch.
Ich zitterte immer noch.

Ich hatte die Stelle mit zitternden, roten Fingern abgeklebt,
mir die Hände gewaschen.
Dann war ich zurück ins Bett gewankt.
Immer noch blass.

Es war schon weit nach Mitternacht.
Ich hatte versucht Nico anzurufen,
Vielleicht war er zu Hause.
Es nahm niemand ab.

Ich hatte das Telefon beiseite gelegt
Und noch weitere Baldrianpillen  genommen.

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