Willkommen in meinem Leben




[50] gegen meinen Willen.

[50]


Wenn man so viel noch zu erzählen hat, wie ich es gerade habe,
lässt man oftmals Dinge aus.
Mir ist gerade aufgefallen, dass ich das ebenfalls getan habe.
Eine Story habe ich übersprungen.
Sie liegt schon viel weiter zurück, passt aber sozusagen grad zum Thema.

Also gehen wir kurz zurück in den Oktober.
In die Zeit in der Nico und ich gerade frisch zusammen waren.
Es geht um den 29 Oktober. Einen Freitag,

Eine große Veranstaltung hatte angestanden.
Nico und ein paar seiner Freunde hatten hingewollt.
Ich musste ausgerechnet an diesem Freitag Abend arbeiten.
Das kam nicht oft vor, eigentlich arbeitete ich nur Vor- und manchmal Nachmittags.
Aber ausgerechnet an diesem Abend musste ich eben arbeiten.

Nico hatte mich vor dieser Veranstaltung schon mit einer Frage konfrontriert die ich für mehr als dreist gehalten hatten.
Und er hatte mich damit erstmal komplett überumpelt.

"ok also ich weiß das is nen sensibles Thema und eigentlich schäm ich mich ja auch überhaupt zu fragen aber die stressen mich hier alle von wegen pep ziehen morgen etc und eigentlich hätt ich ja auch Lust so noch nen letztes Mal pep party zu machen. aber die Frage ist ob du damit nen Problem hättest b.z.w ob dich das stören würde? wär halt auch ne einmalige Sache aber ich würds wirklich nur tun wenn du mir versichern kannst das du damit einverstanden wärst"

Natürlich hätte ich damit ein Problem.
Verdammt blöde Frage.
Wir hatten immerhin gerade vor ein paar Tagen das Thema Kiffen durch.
Was sonstige Konsume auch beeinhaltete.
Und von Pep ziehen hielt ich schon mal gar nichts.

Dennoch war ich ein bisschen zwischen den Fronten.
Zum einen war ich überhaupt froh, dass Nico das alles aufgab und wollte deswegen eigentlich auch nicht nachgeben.
Aber da Nico ja wirklich von jetzt auf gleich alles stehen und liegen lassen sollte, hätte ich ihm sogar fast einen Freischein verpasst.

Allerdings nur fast.
Immerhin ging es ihm zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich nicht ganz so gut & zum anderen wollte ich es einfach nicht.
Nicht das er mir hinter her ankam und ständig fragte ober hier und da mal drüfte.
Dann konnte man das ganze auch gleich lassen.

Also entschied ich mich dagegen und teilte Nico das auch mit.
Er nahm meine Entscheidung auch an.

Dachte ich ...

Am Samstag danach, hatten wir uns bei mir getroffen.
Nico hatte schon den ganzen Tag so komisch gewirkt.
Irgendwann konnte er dann nicht mehr zurück halten, was ihn beschäftigte.

"Ich muss dir was sagen", hatte er angesetzt.

Ich war gerade dabei gewesen dieses Glitterpapier das oben immer an Bierflaschen dran ist auf meinem Tisch zusammen zu fegen.
Ich hatte weiterhin die Tischplatte angesehen.

"Das was ich denke?", hatte ich gefragt.

"Kommt drauf an, was du denkst", hatte Nico gemurmelt.

Oh, ich wusste es genau.
Das ist es wahrscheinlich, was man weibliche Intuition nennt.

"Ich hab doch gezogen", hatte Nico gebeichtet.
"Hab ich mir gedacht", ausdruckslos hatte ich ihn angesehen.

"Sag irgendwas", hatte Nico mich gebeten, "flipp aus, schrei mich an irgendwas"
Ich hatte ihn angeschwiegen.

Nico hatte schon begonnen zu zittern.
"Ich geh erstmal eine rauchen", hatte er vorsichtig gesagt und war verschwunden.

Na super.
Ganz großes Kino.
Das fing ja schon mal richtig gut an.
Ich war so stinksauer gewesen.
Aber anscheinend war das Anschweigen für Nico mehr Strafe gewesen, als wenn ich ihn angeschrien hätte.

Irgendwann kam er wieder in mein Zimmer geschlichen.
Setzte sich zurück zu mir aufs Sofa.
"Sag doch was".

"Was soll ich dazu sagen?", hatte ich tonlos gesagt.
"Weiß ich nicht", murmelte Nico.

"Du hast gesagt, du machst es nicht wenn ich es nicht will. Ich hab gesagt ich will es nicht, du machst es trotzdem", warf ich ihm vor.

"Ich hatte schon gleich danach 'n schlechtes Gewissen", jammerte Nico.
"Wenigstens was, hätte dir mal vorher einfallen sollen", ging ich weiter.

Nico war immer noch am Zittern.
"Das passiert kein zweites Mal?", fragte ich ernst.
"Nein, versprochen", meinte Nico.

"Okay", sagte ich.

Nico schwieg eine Weile.

"Hast du ... ich meine ... wolltest du ... hast du dran gedacht ... du weißt schon!", stammelte er vor sich hin.
"Was?", fragte ich.
"Ob du dran gedacht hast, Schluss zu machen", bekam er dann den Satz zu stande.

Ich hatte den Kopf geschüttelt.
"Ich dachte echt, das wars jetzt", sagte er erleichter.

...

Strafe muss eben sein.

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