Willkommen in meinem Leben




[51] lange nächte, hohe absätze.

[51]


8 Januar 2o11.


Ich hab dich gesehen
und zwar mitten auf der Tanzfläche.
Und ich hab sofort gemerkt,
du bist ja 'ne ganz Freche!


[Diaz]



Lange Nächte auf hohen Absätzen
& man kann alles als Kleid anziehen.


An diesem Abend wollte Jasna ihren Geburtstag feiern.
Es war ein Samstag.
Sie hatte ein Lokal gemietet mit DJ usw.
Ganz großes Kino also.

Nico und ich waren auch eingeladen gewesen.
Unteranderem auch Anastasia und Janin.

Anastasia galt eigentlich immer als kleines graues Mäuschen,
das nur piepte wenn es danach gefragt wurde.
Anastasia auf einer Party ging gar nicht.
Schon auf meinem Geburtstag hatte sie bestimmt drei Stunden vor ihrem Glas gesessen.

Nico hatte es sich zum Auftrag gemacht Anastasia ein bisschen einzuheizen,
was das Feiern betraf.
Anastasias Mama, hatte mich mehr oder weniger sogar auch darum gebeten,
denn ihre Mama und sie machten momentan auch eine schwere Zeit durch, die Ausbildung war zusätzlich belastend und die Familienverhältnisse auch nicht die Besten.

Allerdings zweifelte ich an der Erfüllung von Nicos Plan.


Übrigens, kann man wirklich alles als Kleid anziehen.
September 2009 in Berlin hatte ich mir bei H&M ein blau weißes Oberteil gekauft.
Ich muss gestehen, aus der Umstandsmodenabteilung.
Aber hey, das Teil sah gut aus und damals passte es auch ...

Heute war es eher ein flatteriges Minikleid.
Aber mit einem Tallien-Gürtel kann man ja bekanntlich viel bezwecken.
Dazu hohe schwarze Stiefel & eine Leggins die an beiden Beinen durchschaubar ist.

Fertig ist das Outfit.

Anastasias Mama holte mich und Nico bei mir zu Hause ab und fuhr uns dann zu dem Lokal in dem Jasna feiern wollte.

Ich war guter Dinge an diesem Abend,
gut gelaunt und so weiter und sofort.
Jasna dagegen hatte gewirkt wie ein Häufchen Elend.
Sie war immer noch krank, die letzten drei Wochen schon war sie krankgeschrieben gewesen & jetzt schniefte und hustete sie immer noch wie eine Bekloppte.

Na, happy birthday.

Nico, Anastasia und ich hatten uns erstmal einen Sitzplatz am Ende einer großen Tischreihe gesucht.
Ich hatte zwischen den beiden gesessen.
Die erste Runde Wodka-O war gleich bestellt gewesen.
Auch, für Anastasia.

Ich hatte fest damit gerechnet, dass sie den ganzen Abend dort vorsitzen würde.
Allerdings hatte sie ihr Glas fast zeitgleich mit mir und Nico ausgetrunken gehabt.
Als Nico eine neue Runde hatte bestellen wollen, mochte Anastasia schon nicht mehr.

Sie habe keinen Durst.

So viel zu Nicos Plan.

Irgendwann kreuzte Janin mit einem Kumpel auf, die beiden hatten sich zu uns gesetzt.
So wie wenig später auch Kerl mit dem ich einige Monate in der gleichen Einrichtung gearbeitet hatte.
Mattis.

Und dann kamen die Kurzen ...

Der zu diesem Zeitpunkt noch sehr unmotiviert wirkende, blonde Kellner stellte ein volles Tablett mit kleinen grünen und roten Gläschen vor uns ab.
Ab da an, war Anastasia wieder mit dabei.
Die Kurzen trank sie nämlich.
Und das nicht zu wenig.
Nico hatte seine Chance gewittert und ihr immer gleich zwei zu geschoben.
Merkwürdigerweise blieb auf den Tabletten im Laufe des Abends immer ein Kurzer über.
Den hatte ich mir dann jedes mal mit Anastasia schwesterlich geteilt.

Nach dem dirtten oder vierten kurzen war Anastasia dann doch auf den Wodka gekommen.

Wir bekamen sogar noch Essen vorgesetzt an diesem Abend.
Ich rührte es allerdings gar nicht an.
Nico und ich hatten sowieso schon gegessen.

Nach 'na Zeit kam dieser unmotivierte Kellner erneut, um Bestecke und Teller einzusammeln.
Nico hatte auf dem Tisch ein einsames Messer gefunden & hatte es dem Kellner reichen wollen.
Doch dieser hatte ihn nicht beachtet.

"Nimmt mal jemand dem Emo das Messer weg?", hatte ich laut gefragt.
Nico sah auf das Messer in seiner Hand und dann in die Runde.
"Tja, lacht wohl keiner", mauelte er.
Es lachte wirklich keiner.
Bis auf der Kellner der jetzt damit anfing.
"Also ich fand den lustig".

ha ha.

Nach 22 Uhr fing der DJ an aufzulegen.
Jasna hatte ich an diesem Abend kaum zu Gesicht bekommen.
Sie hatte sich immer irgendwohin verzogen.
Als dann aber endlich bessere Musik lief, als dieses sich immer wiederholende Lokalgedudel, sah ich Jasna auf der Tanzfläche.

Ich wollte ihr eine Freude machen und erstmal mittanzen,
ich mochte Tanzen sowieso so gerne.
Und ich vermisste das Tanztraining aus Kindertagen.

Leider waren wir nur vier Frauen auf der Tanzfläche und kamen nicht so richtig in Schwung.

Irgendwann, hatte ich mir Anastasia als Tanzpartnerin geholt.
Sonst war sie so verklemmt und ruhig, doch mittlerweile war sie wirklich zu gebrauchen.
Zumindest zeitweise, denn lange Tanzen hatte sie nicht gewollt.

Bei Nico brauchte ich gar nicht mit Tanzen ankommen.

Ich tanzte also erstmal mit Mattis.
Das hatte Nico auch überhaupt nicht gestört.
Er kannte Mattis zwar nur wenige Stunden, verstand sich aber ganz gut mit ihm
& er wusste ja auch, dass wir Kollegen waren.

Die Sache drehte sich, wortwörtlich, allerdings als Mattis abgelöst wurde.
Von irgendeinem Kerl.
Ich schätzte ihn so auf Ende 40.
Er tanzte ab.

Und ich somit mit ihm.

Und so bekommt man seinen tanzmuffeligen Freund auf die Tanzfläche ...

Ich strahlte Nico, der am Tisch saß immer wieder mal an,
während ich mit diesem Typen tanzte, den ich kaum kannte.
Nico stand tatsächlich irgendwann auf und kam auf die Tanzfläche um den anderen Kerl zu verdrängen.

Das Spielchen lief ein paar mal ab.
Ich schlug zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen.
Ich hatte massig männliche Aufmerksamkeit an diesem Abend.
Erntete schmachtende Blicke.
Konnte Tanzen. Tanzen. Tanzen.
Und bekam sogar Nico dazu.

Triumph.

Als ich so mehr oder weniger alleine auf der Tanzfläche war,
also zu diesem Zeitpunkt keinen festen Tanzpartner hatte,
sprach mich ein weiterer Typ an.
Er hatte bisher auf einem der Sofas in einer Niesche gesessen.
Zusammen mit einem anderen Kerl.
Dieser starrte mich ständig an.

"Hey", hatte der Typ gesagt der auf mich zugekommen war.
"Mein Kumpel da, guckt dich schon die ganze Zeit an. Er will unbedingt mit dir tanzen".
"Dann muss er herkommen", hatte ich gesagt.
"Er heißt Benjamin", sagte der Typ.
Ich hatte gelacht & gesagt "Dann würde ich mich auch nicht trauen".

Aus Benjamin und mir wurde dann irgendwie nichts.

Aber aus Anastasia und dem Alkohol.
Janin, Mattis, Nico, Anastasia und ich hatten uns für eine kurze Zeit nach draußen verzogen.
Drinnen war es so verraucht und warm gewesen.
Außerdem hatte ich mich vom Tanzen erholen müssen.

"Mir ist so schwindelig", hatte Anastasia gesagt.
"Du bist besoffen", meinte Nico trocken.
"Neeeeeeeeeein! Mir ist schwindelig", bekam er als Wiederspruch.

Nein, Anastasia war nicht besoffen.
Ihr war nur schwindelig.
Klare Sache.

Die Sache wurde noch klarer als Janin eine berennende Kippe in einen Blumentopf vor dem Lokal geworfen hatte.
Der Busch darin, hatte angefangen zu qualmen.
Beziehungsweise war der letzte Rauch der Kippe aus dem Topf augestiegen.
und Anastasia hatte völlig faszinierd davor gestanden und gemurmelt
"Der Busch brennt, der Busch brennt".

Ja, sie hatte ihren Spaß an diesem Abend.

Die Gläser waren leer.
Wir begaben uns wieder rein.
Ich wollte eine neue Runde Wodka organisieren.
Der glatzköpfige Kellner hatte sich in diesem Moment gerade mit dem DJ unterhalten
und mich übersehen.
Ich umfasste ihn also von hinten, also ich legte einen Arm um ihn und bat ihn um noch eine Runde Wodka.

Die sollte ich bekommen.
Geht doch.

Unser Grüppchen hatte sich wieder an einem der Tische versammelt.
Nico und ich hatten nebeneinander gesessen und uns an den Händen festgehalten,
als ein Freund von Jasna auf uns zu kam.
Ehergesagt auf mich.
Nico hatte er gar nicht beachtet.
Er hatte mit mir tanzen wollen.
Ich wollte aber nicht.
Nico hatte ihm ein paar Mal freundlich gesagt, er solle verschwinden.
Selbst Anastasia hatte zu dem Kerl gemeint er solle mich in Ruhe lassen.

Ich gebe diesem Mädchen nie wieder Alkohol ...

Jedenfalls war ich irgendwann mit Anastasia auf dem Klo verschwunden.
In dieser Zeit waren Mattis, ein weiterer Kerl und Nico draußen vor dem Lokal gewesen.
Der Typ den Nico vorher verscheucht gehabt hatte, war ebenfalls dort draußen erschienen.

Und die Situation war ausgeartet ...
Kerle ...
Immerhin wurde ich erenhaft verteidigt.
Zum zweiten Mal jetzt schon.

...

Kurz vor Ende der Nacht,
es muss so gegen 3 Uhr Morgens gewesen sein.
War ich noch wieder mit Anastasia in der Damentoielette verschwunden.

Ups, Klischee. Mädchen gehen doch zu zweit aufs Klo!

Während Anastasia in einer der Kabinen verschwunden war,
hatte ich im Vorraum auf dem Fußboden gesessen und mich an die Spiegelwand gelehnt.
Mir taten die Füße weh vom Tanzen.
Dann flog plötzlich die Tür auf und der DJ stand im Rahmen.

"Ey! Raus hier, Mädchenklo", hatte ich ihn angewiesen.
"Wollte nur gucken ob hier alles in Ordnung ist", meinte er.
"In Bester! Geh zurück an dein Mischpult", entfuhr es mir.
"Du bist ganz schön frech" bemerkte er.
"Ich habe Temperament!", fauchte ich.

Nach diesen Worten flog die Tür wieder zu.

Wir waren ungefähr die letzten im Lokal.
Mattis, Janin, Anastasia, Nico, Janins Kumpel und ich.
Während wir noch die Gläser austranken, ging Anastasia auf ihrem Stuhl und lies sich mindestens eine halbe Stunde von Mattis massieren.

Meine Güte, so kannte ich dieses Mädchen gar nicht.
Ich entdeckte an diesem Abend völlig neue Seiten an ihr.

Nico und ich hatten uns um kurz nach 4 auf den Heimweg gemacht.
Geld für ein Taxi hatten wir zwar, ich wohnte allerdings nicht so weit weg
& die regnerische Nachtluft sollte zum ausnüchtern dienen.

Da gab es nur ein Problem.
Mir taten sowas von die Füße weh!
Nico hatte mich tragen wollen, die Angelegenheit war mir bei seiner leichten Torkelei allerdings zu gefährlich gewesen.
Irgendwann hatte Nico seine Schuhe ausgzogen, hatte sie mir gegeben, meine Stiefel getragen und war selbst Barfuß gelaufen.

Ich glaube, wir haben mehr als eine halbe Stunde nach Hause gebraucht,
es muss schon nach 5 Uhr morgens gewesen sein.
In meiner Straße wären wir noch fast mit einem Zeitungsausträger, der eine Grubenlampe getragen hatte zusammen gestoßen.
Ich hatte mich so erschrocken als dieser uns einen guten Morgen gewünscht hatte.

In der Küche beginn ich dann den Fehler meines Lebens.
Ich hatte so einen Durst gehabt
und hatte stumpf einen halben Lieter Milch getrunken.

Milch ! Auf Alkohol !
Das das mehr als nicht gut geht, hatte mir nie jemand gesagt.

Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie ich es noch die Treppe hoch, in mein Zimmer und ins Bett geschafft habe.

Jedenfalls war ich um 9 Uhr morgens wieder aufgewacht,
lag quer im Bett.
Nico neben mir.
Er hatte sich meiner unbequemen Schlafposition anpassen müssen.
Ich war wohl, als wir nach Hause gekommen waren, stumpf ins Bett gefallen.
In voller Montur.
Mit Klamotten und Kontaktlinsen.

Die Kontaktlinsen hatte ich heraus genommen und mich dann wieder zu Nico gelegt um weiter zu schlafen.

Als wir ein paar Stunden später aufgestanden waren,
ging es mir, dank dem halben Lieter Milch, richtig dreckig.
Mir war so kotzübel gewesen wie noch nie.

Und die Moral von der Gesicht, Alkohol und Milch verträgste nicht.

Soweit war ich dann auch ...

Dennoch, war das ein verdammt schöner Abend gewesen.

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