Willkommen in meinem Leben




Ärmel.

Verfasst: 1 Juli 2010.



Es muss so ungefähr eine Woche vergangen gewesen sein,
nach dem ich erfahren hatte das Anton sitzenbleiben würde.

Diese Tatsache hatte mir damals im Sommer 2008 sehr zu schaffen gemacht.
Ich hatte in meinem Zimmer gesessen und geweint, Tagelang.
Die Nächte durch.
Ich hatte geschrien, weil es so weh getan hatte.

& Anton hatte gedacht, ich würde mich freuen ...


Es muss ein Freitag gewesen sein oder ein Donnerstag.
Eben ungefähr eine Woche nach dieser Nachricht.

Wir hatten Physik gehabt, oder Chemie.
Jedenfalls Unterricht in den Naturwissenschaftsräumen.
Dort hatten wir in der Pause auf dem Flur gestanden.

Es war noch gar nicht so warm gewesen, zum Glück.
Hatte den braunen Pullover getragen, dass weiß ich noch.
Den mit der Bauchtasche vorne drauf, den hab ich auch in blau.
& diese Klamotten habe ich immer noch.

Heute wundert es mich, wie ich damals dort hinein gepasst habe ...


Mit Fabrice hatte ich mich gekabbelt.
Das wir uns besser verstanden, nach dem ich ihm eine Ohrfeige verpasst hatte,
war mir damals immer noch nicht ganz klar gewesen.
Er war damals auf dem Weg gewesen, mein bester Freund zu werden.
Zumindest Ersatzweise.

Vanessa war auch bei uns gewesen.
Vanessa war eigentlich immer bei mir.

Den rechten Ärmel hatte ich bis zum Ellenbogen hoch geschoben.
& durch die Bündchen an den Enden, die ich an Pullis so liebte, rutschte er nicht herunter.
Es war und ist Gewohnheit, die Ärmel hochzuschieben.
Mein linker Arm war verdeckt.
Dort war der Ärmel unten geblieben.
Und das würde er auch bleiben müssen.

Ich hatte es wieder getan.
Gerade in der Zeit besonders schlimm.
Anton hatte schon in frühen Zeiten von diesem Problem gewusst.
Er hatte einmal Schnitte zu Gesicht bekommen.

An diesem Tag, dort auf dem Flur, hatte Anton plötzlich vor mir gestanden.
Wir hatten kaum mit einander gesprochen in den vergangenen Tagen.
Ich wollte, aber konnte nicht.
Es tat so weh, zu wissen, dass er bald nicht mehr da sein würde.
Ich ahnte, dass der Kontakt ganz zerbrechen würde.

Unsicher hatte er mich angesehen.
"Lucy?", hatte er angesetzt.
Ich hatte aufgehört mit Fabrice herum zu albern.
Stand irgendwie verloren auf dem Flur.
Vor Anton.
"Warum ... hast du ...?", er sprach keinen kompletten Satz.
Mit seinen Armen hatte er meinen einzelnen hochgeschobenen Ärmel angedeutet.
Er selbst trug ein T-Shirt.

Ich wusste was er meinte.
Und er musste gewusst haben, dass ich wieder geritzt hatte.
Die letzten Schnitte, die er gesehen hatte, waren erst ein paar Wochen her.
& die waren auch noch nicht verheilt.
Die frischen, würden auch noch einige Zeit brauchen.

Ich hatte nichts gesagt.
Fabrice war noch bei mir.
Vanessa hatte es eh gewusst.

Ich hatte Anton stumm angesehen.
Und dann hilflos den Blick gesenkt.

"Achso", hatte er gemurmelt.

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