Willkommen in meinem Leben




Mädchen im Regen.

Verfasst : 19 August 2010.


Ich war auf den Nachhauseweg gewesen.
Ich war gelaufen.
Die schwere Tasche hatte ich über meine Schultern gehängt.

Seit ich am Bahnhof aus dem Zug gestiegen war,
war ich mindestens schon 10 Minuten gelaufen.
Und mindestens genauso viele Minuten Fußweg lagen mir noch bevor.

Ich sah in den Himmel.
Er war dunkel, fast grau.
Zu einem Mädchen aus meiner neuen Klasse hatte ich noch im Zug gesagt,
dass es bestimmt regnen würde, wie aus Eimern, wenn ich nur noch wenige Meter zu laufen hätte.

Und dabei hatte ich noch an etwas anderes gedacht.
An etwas, dass ich aber nicht ausgesprochen hatte.

Ich hatte an Anton gedacht.
Heute war Donnerstag und die 10ten Klassen,
die auf meine alte Schule gingen,
hatten Donnerstags immer Nachmittagsunterricht.
Von der Zeit her, hätte es theoretisch passieren können,
das wir uns begegneten.

& eigentlich hatte ich doch gar nicht mehr an diesen Kerl denken wollen.
Und trotzdem beschlich mich das leichte Verlangen ihm tatsächlich zu begegnen.
Seit 9 Wochen ungefähr hatte ich ihn jetzt nicht mehr gesehen.

Dann passierte es.
Es hatte zu regnen angefangen.
Wie aus Eimern.

Verdammt ! Ich sollte aufhören das Unglück herbei zu reden.

Wenige Sekunden später war mein dünnes Top und durchgeweicht und meine Jeans klatschnass.
Das Wasser tropfte mir schon aus den Haaren
und auch meine Chucks sogen den Regen in sich auf.

Ein paar Minuten später hatte ich den nächsten Supermarkt erreicht.
Dieser hatte ringsrum ein Vordach.
Dort hatte ich mich untergestellt.
Ich musste ausgesehen haben wie ein begossener Pudel.
Außerdem war mir plötzlich schrecklich kalt !.

Ich hatte in meiner Tasche nach meinem Handy gesucht.
Um meine Erziehungsberechtigte anzurufen.
Eigentlich hatte ich nicht gewollt, dass sie kommen würde um mich abzuholen.
Deswegen war ich vom Bahnhof aus ja gelaufen.

Ich hielt das Handy ans Ohr und lauschte dem Tuten.
Sie ging ran. "Wo bist du?".
Ich sagte ihr wo ich sei.
Sie verstand mich kaum, der Regen hatte so laut auf das Vordach geprasselt.

Ich sah auf den Radweg, während ich an der Wand des Supermarktes gelehnt hatte und versuchte meiner Erziehungsberechtigten laut mitzuteilen wo ich war.

Und dann kam Anton.
Auf seinem Fahrrad, ebenfalls klitschnass den Weg entlang gefahren.

Meine Stimme unterbrach sich fast wie von selbst.

Anton hatte mich zwar nicht gesehen,
aber ich sah ihm hinter her.

"Ich kann dich nicht verstehen!", rief meine Erziehungsberechtigte ins Telefon.
Kein Wunder, ich hatte auch nichts mehr gesagt.
Aber ich konnte mich in diesem Moment auch nicht mehr verstehen.
Es tat weh.
Es tat weh Anton wieder zu sehen.

Für einen kurzen Moment schien es so, als wäre die alte Lucy zurück ...

Meine Stimme hatte sich in ein klägliches japsen verwandelt.
Ich hatte versucht die Tränen zu unterdrücken und noch einmal ins Telefon gesagt, wo ich mich gerade befand.

Jetzt hatte sie mich verstanden.
Ich hatte aufgelegt und den Kopf gegen die Wand gelegt.

Verdammt, ich sollte wirklich aufhören das Unglück herbrei zu reden.
& ich kämpfte immer noch mit den Tränen.
Ich durfte jetzt nicht anfangen zu weinen.
Nicht, wenn meine Erziehungsberechtigte gleich kommen würde um mich zu holen.
Auch, wenn es immer noch regnete & mein Gesicht sowieso nass war,
wie alles andere an mir auch.
Die Tränen hatte man sicher erkannt.

& ich durfte allgemein nicht wegen Anton weinen.
Anton war vorbei.
Ein für alle mal...

Die neue Lucy kann einfach keinen Anton mehr in ihrem Leben gebrauchen !.

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