Willkommen in meinem Leben




Trennung von Nico [11]

Verfasst: 21. Oktober 2012


Und dann kam der Tag, der dem ganzen eine Wendung geben sollte.
Freitag, der 21 Oktober 2011.

Gegen Abend war wieder der grüne Punkt hinter Nico's Namen verschwunden.
Und er kam und kam nicht wieder.
Nico blieb offline.

Es war schon spät als es an der Haustür klingelte.
Ich zuckte zusammen, in mir brach Panik aus und ich begann zu beten.
Ich hörte Füße die Treppe hoch steigen.

nein, bitte, bitte, nein.

Dann öffnete sich meine Zimmertür.

nein, bitte, bitte, nein.

Meine Mutter steckte ihren Kopf herein.

Ich war erleichtert, obwohl, nicht ganz.

"Nico steht draußen, der ist völlig außer atem", waren ihre Worte.
Ich hatte nichts dazu gesagt.
"Kommst du runter?", fragte sie mich.

"Schick ihn hoch", hatte ich gesagt.

Sie verschwand aus meinem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Die Füße trabten die Treppe wieder hinab.
Stille.
Dann wieder Füße auf der Treppe.
Ein Klopfen an meiner Tür
und Nico in meinem Zimmer.

Blass, Augenringe, hechelnd.
Aber geduscht.

Ich hatte nichts gesagt.

"Darf ich erstmal Luftholen, bevor du irgendwas sagst?", er japste wirklich nur nach Luft.

Kam mir recht, ich hatte sowieso nicht gewusst, was ich hätte sagen sollen.

Nico lies seine Jacke an und setzte sich auf die vordere Kante meines Bettes.
Ich saß am Kopfende.

Er brauchte einige Minuten um sich zu fangen.

"Ich hab nach gedacht", begann er.
"Ich habe eine Menge falsch gemacht. Ich habe alles als selbstverständlich gesehen. Das tut mir leid. Ich will alles besser machen. Ich liebe dich. Und ich weiß das du mich auch liebst".

Ich schwieg.
Ich fand Nico's Ansprache irgendwie ganz süß, aber irgendwie ein bisschen übertrieben.

Wenn ich mir jetzt so nach einem Jahr, das ganze noch einmal durch den Kopf gehen lasse,
denke ich, dass diese Zeilen, die Nico damals gesagt hat, völlig fehl am Platz waren.
Wie eine Geschichte die völlig verschoben ist.
Eine Geschichte deren Ende plötzlich mitten im Kapitel steht.
Denn die Zeilen, die Nico damals so verzweifelt über die Lippen brachte,
sind die Zeilen, die zur heutigen Zeit mal verdammt angebracht wären.

Aber, zurück zu damals.

Nico und ich hatten geredet,
über das was in den vergangenen Tagen passiert war.
Wie es Opa ging,
der Mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus gekommen war.
Wie es mir ging.
Und wie es Nico ging.

Nico zitterte die ganze Zeit über am ganzen Körper.
Seine Kraft schien völlig verbraucht zu sein.
Er tat mir leid.
Ich hatte ihn in den Arm nehmen und ihm über den Kopf streichen wollen.
Mein armer kleiner Schatz.

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