Willkommen in meinem Leben




Trennung von Nico [5]

Verfasst: 19 Oktober 2012



Es war der 18te Oktober 2011.
Ein Dienstag.

Ich saß im Auto meiner Mutter,
wir waren auf dem Weg zu Nico.
Ich hatte sie gebeten mich zu fahren,
damit ich meine Sachen aus der Wohnung holen konnte.

Nico hatte gewusst das ich kommen würde.

Mir liefen Tränen übers Gesicht.
Ich hatte kläglich versucht sie vor meiner Mutter zu verstecken.
Es gelang mir kaum.
Auch meine Stimme gehorchte mir nicht mehr.
Ich wollte sie gelassen und gleichgültig klingen lassen.
Sie war kaum mehr ein Flüstern gewesen.

"Kann ich dir irgendwie helfen?", hatte meine Mutter gefragt.
Ha, der Witz des Jahres.
"Nein" hatte ich gesagt.
Das ich nicht mit ihr reden wollte,
hatte ich ihr auch schon gesagt.

Meine Mutter war der letzte Mensch,
mit dem ich hätte reden wollen.

Bei Nico angekommen,
hatte meine Mutter im Auto gewartet.
Ich hatte ihr gesagt, dass es nicht lange dauern würde.

Die Tränen hatte ich mir aus dem Gesicht gewischt als ich klingelte.
Ich wollte nicht das Nico sie sah.

Nico hatte geöffnet.
Erbärmlich hatte er ausgesehen,
ungeduscht und in Jogginghose,
seine Augen waren rot und wirkten müde.

Er hatte meine Jogginghose getragen,
sie war mir irgendwann zu groß geworden und ich hatte sie ihm nach unserem Urlaub im April überlassen.

Ich war an ihm vorbei ins Bad gegangen,
meinen ganzen Kram hatte ich aus der Dusche und dem Spiegelschrank
in meine Tasche gestopft.

Nico hatte mir dabei zu gesehen.

Dann waren wir in sein Zimmer gegangen.
Nico hatte noch etwas, was ich unbedingt haben wollte.
Mein Gras.

"Gib mir das Gras und dann bin ich weg", ich versuchte so eiskalt wie möglich zu wirken.
Ich wollte die Traurigkeit nicht an mich heran lassen
und vorallem wollte ich sie Nico nicht zeigen,

Eiskalter Engel.

Ich hatte es schon immer so gemacht.
Immer, wenn mir etwas das Herz zerbrach, tat ich so als wäre es mir völlig egal.
Einfach nur zum Schutz.
Damit der unerträgliche Schmerz mich nicht auffressen konnte.

Nico griff nach meiner Hand,
schon die ganze Zeit versuchte er irgendwie ein Gespräch anzufangen.
Er würde doch sehen, dass es mir genauso schlecht ginge wie ihm.
Er würde mich doch kennen.

Seine Worte und seine Berührungen hatte ich abgewehrt.

"Gib es mir einfach. Mama wartet draußen, ich habe keine Zeit",
meine Stimme war so tonlos, so emotionslos gewesen.

Ich war fast selbst darüber erschrocken.

Der Hund kam aus seinem Körbchen geflitzt
und sprang an mir hoch.
Er hatte gedöst und mich erst jetzt bemerkt.
Er hatte sich immer wie ein Irrer gefreut, wenn ich kam.

Die stundenlangen Spaziergänge mit ihm würden mir sehr fehlen.



1 Kommentar:

  1. Man kann zwar die Tränen wegwischen, aber sie sind immer noch da. Und man kann versuchen den Schmerz vor anderen zu verstecken, aber er ist immer noch da und eigentlich sollte man dankbar dafür sein, wenn man solchen Schmerz noch empfinden kann. Wenn man das nicht mehr kann, ist man vermutlich tot.

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