Willkommen in meinem Leben




viel zu nah.

Verfasst: 18 Februar 2010

Baby, let me explain I want you to stay.
Please don't walk away.

[Basshunter].



Der Unterricht war amüsant gewesen, wir hatten viel zu lachen gehabt.
Eigentlich war es doch ein schöner Tag.
Eigentlich.


Ich trat aus dem Klassenzimmer. Wollte mich auf den Weg machen nach draußen.
Bis ich ihn sah.
Er saß direkt an dem Tisch vor unserem Klassenraum.
Ich stand noch im Schatten des Materialraumes, er saß sowieso mit dem Rücken zu mir.
Nur Lana, die wieder bei ihm war, hätte mich sehen können.
Kara und Vanessa folgten aus der Klasse.
Ich schlug wieder die andere Richtung ein.
Doch wo hätte ich schon hingekonnt?
Direkt gegen die nächste Wand.
Verzweifelt entfuhr mir: "andere Richtung, andere Richtung".

Doch es führte wortwörtlich kein anderer Weg daran vorbei.
Kara und Vanessa hatten das Problem bereits erkannt und waren an ihm vorbei, während ich noch in seinem und in dem Schatten des Materialraumes stand.
Wie gelähmt.
Doch ich musste meinen Mädchen jetzt hinter her.
Ich konnte dort nicht stehen bleiben.
Ich ging los, auch wenn meine Beine nicht wollten wie ich.
Ich war wie in Watte eingepackt.
Was sich schöner anhört als es ist.
Dieser unbeschreibliche Schmerz umhüllte mich.
Mich und meine Knochen, die nun machten was sie wollten.

Draußen angekommen konnte ich schon kaum mehr laufen. Auf den letzten Schritten gestand ich Vanessa, dass ich ihn wieder haben wollen würde.
Ja, verdammt!
Ich will ihn wieder haben.
Ich weiß, dass keine Chance besteht.
Aber ich kann mich nicht gegen meinen Willen wehren.
Auch nicht gegen meine Gefühle.

An einem der Raucher-Treffpunkte konnte ich mir endlich eine Kippe anzünden.
"Lucy, mach dir mal die Jacke zu", sagte Kara.
"Wieso?", fragte ich. Mir war nicht kalt.
Aber jetzt bemerkte ich, dass ich zitterte.
Unglaublich doll zitterte und ich bekam das Gefühl, dass jeden Moment die Kraft in mir versagen könnte.
Ich kämpfte damit nicht zu Boden zu gehen.
"Du zitterst so", fügte Kara dann auch hinzu.
"Das ist wegen ihm", mischte sich Vanessa ein.
Ja, sie hatte recht.
Der Schmerz wurde milder, aber er verschwand einfach nicht aus mir. Genauso blieb das Zittern.
Die weichen Knochen.
Kontrollosigkeit.

Als wir auf unseren Flur zurück kehrten, saßen Lana und er immer noch da. Wieder bleib ich mittem im Gang stehen. Er konnte mich nicht sehen, er saß wieder mit dem Rücken zu mir.
Ich folgte Kara und Vanessa. Mir blieb doch nichts anderes übrig.

Kara setzte sich zu ihm und Lana an den Tisch. Vanessa tat es ihr gleich.
Ich stand unschlüssig herum. Für Bruchteile von Sekunden.
Würde ich mich setzen, säße ich ihm genau gegenüber, müsste ihn ansehen.
Ich hätte mich auch auf die Heizung setzen können, zu Gustav vielleicht.

Ich setzte mich an den Tisch.
Mit dem Rücken zu ihm.
"Gehts?", flüsterte Vanessa mir zu.
"Nein", sagte ich leise.

Ich hatte die Kapuze meiner blauen Jacke noch über den Kopf gezogen, draußen hatte es geregnet. Ponysträhnen hingen in mein Gesicht. Ich saß zusammengesunken am Tisch.
Ein grausames Gefühl.
Ich zitterte noch immer.
Ich sah ihn nicht an, drehte mich nicht um.
Nein, er sprach mich auch nicht an.
Warum auch ?.
Interesse hatte er doch keines mehr an mir.
Außerdem schenkte ich ihm auch keine offensichtliche Beachtung.
Er war mir alles andere als egal, verdammt!.
Ich hatte doch keine Chance mehr bei ihm.
Niemals.
Es wird keine berühmte zweite Chance geben...


Allerdings war dies vielleicht eine (verpasste) Chance. Ich hatte sie nicht genutzt. Erst ein paar Tage vorher hatte ich seine Nähe gemieden, sehr offensichtlich. Darüber hatte ich mich doch geärgert, verdammt! Und jetzt ? Jetzt sitze ich genau neben ihm ohne ihn zu beachten ohne ihn anzusehen, ohne jegliche Reaktion.

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